Steigende Gewinne trotz sinkenden Stahlpreisen

Die Stahlpreise im Großhandel treten auf der Stelle. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen ächzt die Stahlindustrie unter dem Streik bei der Deutschen Bahn. Darüber hinaus hat Stahl keine Chance auf eine Verteuerung, weil die Preise für die zentralen Rohstoffe der Stahlproduktion, Eisenerz und Kohle, seit Monaten am sinken sind.

Warm gewalzte Stahl ab Werk verkaufen die Produzenten in Nordeuropa derzeit im Schnitt für 420-430 Euro pro Tonne ab Werk. In Südeuropa stagniert das zur Automobilherstellung unverzichtbare Warmband (Hot-Rolled Coil, HRC) bei 415-425 Euro. Die letzten nennenswerten Preiserhöhungen gab es in der ersten Septemberhälfte, als die Stahlpreise in Süden um 13 Euro und im Norden um 3 Euro je 1.000 kg anzogen.

Der Fünf-Tage-Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sei von den Unternehmen nicht aufzufangen, sagt Hans-Joachim Welsch, Vorsitzender des Verkehrsausschusses der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Die Bahn transportiert täglich ca. 200.000 Tonnen Rohstoffe, darunter Eisenerz und Kohle.

In Branchenkreisen geht man davon aus, dass die Produktionskosten für Stahl wegen sinkender Eisenerzpreise, die aktuell mit ca. 80 Dollar pro Tonne so niedrig sind wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr, um 50 Euro pro Tonne gefallen sind. Insofern verschlechtern tiefe Stahlpreise nicht die Gewinnsituation der Stahlproduzenten.

Gewinne sprudeln

Branchenprimus ArcelorMittal konnte seinen letzten Quartalsgewinn um 11,2 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar erhöhen. Die Verbesserung im Stahlgeschäft habe den Rückgang der Eisenerzpreise mehr als kompensiert, erklärte Arcelor-Chef Lakshmi Mittal.

Der Preisrückgang von Eisenerz hat den Gewinn von ArcelorMittal nur geschmälert, weil das Unternehmen über eine eigene Bergbau-Sparte verfügt. Die deutschen Stahlkocher ThyssenKrupp und Salzgitter, die sich mit billigem Eisenerz am Weltmarkt eindecken können, haben dieses Problem nicht.

"Im Moment sehen wir vielleicht Licht am Ende des langen Tunnels", zitiert die Zeitung Welt Sebastian Bross aus der Geschäftsführung von Salzgitter Flachstahl.

Gestützt wird dieser Ausblick von einer überdurchschnittlichen Verbrauchsplus auf dem deutschen Stahlmarkt. Der Verbrauch von Stahlprodukten dürfte in diesem Jahr um 3,2 Prozent steigen, während der weltweite Stahlverbrauch lediglich um zwei Prozent anziehen soll.