Italien neue Lokomotive der Stahlkonjunktur

"Mein Traum ist die Parität zwischen Euro und Dollar", sagte Ministerpräsident Matteo Renzi im Januar 2015 dem Wall Street Journal. Dass der Euro seit den Wechselkurseinlassungen des italienischen Premier von 1,17 Dollar auf aktuell 1,08 Dollar gesunken ist, kommt nun seiner Stahlbranche zugute.

Die Stahlpreise für italienisches Warmband liegen auf dem gleichen Niveau wie vor vier Wochen, meldet die Metallberatungsgesellschaft MEPS. Stahleinkäufer berichten, dass Importeure aus Drittstaaten ihre Stahlprodukte in Italien nicht mehr so günstig anbieten könnten. Der weiche Euro habe ihre Wettbewerbsfähigkeit untergraben.

Gemäß aktuellen Preismeldungen von The Steel Index kostete warm gewalzter Stahl in Südeuropa zuletzt 398 Euro pro Tonne. Das war lediglich 1 Euro weniger als vor vier Wochen. Zum Vergleich: Warm gewalzter Stahl aus dem Mittleren Westen der USA vergünstigte sich im selben Zeitraum von 502 Dollar auf 475 Dollar pro Tonne.

Konjunkturdaten zeigen, dass sich Italiens Stahlindustrie nicht auf dem Vorteil einer Weichwährung ausruht. Die Stimmung im produzierenden Gewerbe ist inzwischen besser als in Deutschland. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) kletterte im März mit 53,3 Zähler auf den höchsten Stand seit elf Monaten. Der immer weiter die Wachstumsschwelle von 50 Zählern überragende PMI deutet darauf hin, dass Italiens Industriekonjunktur vor einem strukturellen Aufschwung steht.

Der deutsche PMI wies im März 2015 einen ordentlichen Indexstand von 52,8 Zählern auf, obgleich einige Volkswirte mit etwas mehr gerechnet hatten. Das große Sorgenkind bleibt Frankreich, wo der PMI mit 48,8 Punkten unterhalb der Wachstumsschwelle kauert.

Allerdings fällt Frankreichs Stahlkonjunktur nicht so sehr ins Gewicht, da sie 2014 gemäß den Aufzeichnungen des Weltstahlverbandes worldsteel lediglich 16,14 Millionen Tonne Rohstahl produzierte. Das waren nur zwei Millionen Tonne mehr als Spanien. Italien erzeugte 23,74 Millionen Tonnen, Deutschland 42,95 Millionen Tonnen.