Stahlaktien nach -40% in 4 Monaten eine Kaufgelegenheit?

Ist der massive Ausverkauf deutscher Stahlaktien heillos übertrieben? Die Wirtschaft im Euroraum ist bestens aufgestellt. Die Stimmung in den Chefetagen und den privaten Haushalten ist so gut wie seit vier Jahren nicht mehr. Insofern erscheint der Absturz der ThyssenKrupp-Aktie, die mehr als 40% in vier Monaten einbüßt, fundamental bei weitem nicht gerechtfertigt. Auch die Salzgitter-Papiere kommen viel zu schwach daher.

Das Wirtschaftsklima im Euroraum hat sich entgegen den Prognosen der Analysten im September erheblich verbessert. Der von der Europäischen Kommission erhobene Index klettert um 1,5 Punkte auf 105,6 Zähler. Das ist der höchste Stand seit Juni 2011. Der Anstieg geht keinesfalls nur auf eine bessere Stimmung der Verbraucher zurück, die aufgrund des Ölpreisabsturzes deutlich mehr in der Geldbörse haben als vor einem Jahr. Auch die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe hellt sich auf.

Während die Wirtschaft im Euroraum dabei ist die diesjährige Wachstumsprognose der Europäischen Kommission zu übertreffen, sinkt der Aktienkurs von Deutschlands größten Stahlproduzenten auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. ThyssenKrupp-Papiere notieren im Tief bei 15,22 Euro. Mitte Mai 2015 waren sie noch 26,29 Euro wert. Die Anteilseigner erleiden Kursverluste von 42,11%. Die Salzgitter-Aktie bricht von 35,16 Euro auf 21,57 Euro (-38,65%) ein.

Dass die massiven Kursverluste von außen kommen, darauf deutet auch die Wiederbestellung von Hans-Jörg Fuhrmann zum Vorstandsvorsitzenden der Salzgitter AG hin. Würde die Wertminderung des Unternehmens an der Börse auf Managementfehler zurückgehen, hätte man Fuhrmanns Amtszeit wohl nicht um fünf Jahre verlängert.

Die zwei größten Stahlproduzenten Deutschlands haben ihre Hausaufgaben in Sachen Wandel zu einem Technologiekonzern laut Analysten gemacht. Insofern dürften sich die Früchte dieser Arbeit bald in einem kräftig steigenden Aktienkurs widerspiegeln. Dies sei nur eine Frage der Zeit, sagen Börsianer. Die Aussichten sind nicht nur dank den vorgenommenen Restrukturierungen günstig. Auch das wirtschaftliche Umfeld ist gut. Gemäß den Prognosen der Europäischen Kommission wird der Euroraum 2015 ein Wachstum von 1,5% und 2016 ein Wachstum von 1,9% schaffen.