Stahlpreise und Stahlmarkt im Februar 2016 - ROUNDUP 4

Europas Stahlkonzerne können etwas aufatmen. Die EU-Kommission erhebt Strafzölle auf Stahlprodukte aus China und Russland. Konkret geht es um kaltgewalzte Flacherzeugnisse. Für chinesische Importe liegen die nun verhängten Einfuhrzölle zwischen 13,6% und 16%, für russische Importe zwischen 19,8% und 26,2%. Damit reagiert die Brüsseler Behörde auf Forderungen der heimischen Stahlindustrie. Sie sieht sich wegen dem günstigen Importstahl in ihrer Existenz bedroht.

Für Montag ist eine Großdemonstration der Stahlbranche in Brüssel angekündigt. 5.000 Teilnehmer aus 19 Ländern werden erwarten. Der Protest richtig sich gegen Billigstahl aus dem Ausland, der Arbeitsplätze bedroht. Es wird auch dagegen protestiert, China den Status einer Marktwirtschaft zu verleihen. Dies würde Handelsschutzmaßnahmen, wie Strafzölle, fast zur Gänze unmöglich machen. Die Demonstration wird von dem europäischen Stahlverband Eurofer organisiert. Aus der Sicht des Verbandes sind die verhängten Strafzölle auf kaltgewalzte Erzeugnisse zu niedrig.

"Die extrem niedrigen Einfuhrzölle für China dürfte die Flut chinesischer Kaltwalzerzeugnisse nicht stoppen. Es gibt im Grunde genommen kein anderes Land auf der Welt (außer der EU), dass unfaire Produkte so begünstigt. Die USA würden in einem vergleichbaren Fall einen vollen Strafzoll von 59% erheben."

Eurofer-Pressemitteilung 12.02.2016

Die Lage in der europäischen Stahlindustrie trübt sich ein. Die Ratingagentur Moody`s, die regelmäßig die Bonität der Stahlunternehmen unter die Lupe nimmt, senkt den Ausblick für die Branche auf "negativ". Der scharfe Rückgang der Stahlpreise bedrohe die Profitabilität der Stahlunternehmen, begründet Moody's. Der negative Ausblick kann dazu führen, das Konzerne wie ArcelorMittal und ThyssenKrupp höhere Zinsen auf Kredite zahlen müssen. Russische Stahlproduzenten sind vom von dem Absturz der Stahlpreise laut Moody`s weniger stark betroffen. Hintergrund ist die Abschwächung des Rubels, die russischen Importstahl in der EU günstiger macht.

Frankreichs Wirtschaft schaffte im 4. Quartal 2015 nur ein Wachstum von 0,2% - nach 0,3% im Vorquartal. In Italien, das in der EU nach Deutschland am zweitmeisten Stahl erzeugt, ging die Wachstumsrate gegenüber dem Vorquartal überraschend auf 0,1% zurück. Für das gesamte Jahr 2015 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Frankreich um 1,3%, in Italien um 1,1% höher. Deutschland schaffte einen BIP-Anstieg von 1,3%. Ohne die konsumfreudigen Verbraucher und die hohen Flüchtlingsausgaben des Staates, die wie ein Konjunkturpaket wirken, wäre es weniger als 1% gewesen.