Stahlpreis Prognose: China-Hütten für Europa tickende Zeitbombe
Die Aussicht auf eine Fortsetzung der Stahlpreis-Rallye trübt sich ein. Im Fokus steht der chinesische Markt. Hier kam es seit Jahresbeginn zu einem Anstieg der viel beobachteten Betonstahlpreise um 52%. Höhere Stahlpreise sind eine Einladung mehr Stahl zu produzieren, was sich mit Verzögerung auf den europäischen Stahlmarkt negativ auswirkt.In Shanghai gehandelter Betonstahl verteuerte sich seit Anfang Januar von 1.778 Yuan (252 Euro) auf bis zu 2.708 Yuan (244 Euro) je Tonne am 22. April 2016. Antriebsfeder des steilen Anstieg war nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch eine saisonbedingte Erhöhung der Stahlnachfrage sowie zunehmende Spekulationsgeschäfte auf dem Stahl-Terminmarkt.
"Mit den steigenden Preisen haben viele stillgelegte Werke die Produktion wieder aufgenommen", schreibt Fitch. Europa droht nun von einer neuen Stahlschwemme erfasst zu werden. Bis Chinas derzeit produzierter Stahl in den europäischen Häfen ankommt, dürfte es noch bis Herbst dauern, vermuten Marktbeobachter.
Chinas Rohstahlproduktion erhöhte sich im März um 2,9% auf 70,65 Millionen Tonnen, teilte die nationale Statistikbehörde mit. Für die europäische Stahlindustrie ist Chinas zunehmender Stahlausstoß eine tickende Zeitbombe. Sie hofft darauf, dass die für Anti-Dumping Maßnahmen zuständige EU-Kommission das ähnlich sieht und neue, langwierige Verfahren zur Verhängung weiterer Strafzöllen zügig einleitet.
Zum Thema:
"Wenn sie pleitegehen, umso besser, dann können wir mehr Stahl produzieren"