USA drohen Rest der Welt mit Stahl-Strafzöllen von 53%
"Wir sind der weltgrößte Stahlimporteur", sagt US-Handelsminister Willbur Ross und empfiehlt seinem Chef auf alle ausländischen Stähle einen pauschalen Strafzoll von 24% zu verhängen. US-Präsident Trump hat nun zwei Monate Zeit abschließend zu entscheiden, ob die Stahlimporte die nationale Sicherheit der USA bedrohen. Die deutsche Stahlindustrie zeigt sich besorgt.In einem 262-seitigen Bericht legt das US-Handelsministerium seine Sicht der Dinge auf den Stahlmarkt dar und denkt den USA eine Opferrolle zu. Statt 24% pauschal auf alle Stahlimporte könnte man auch 53% auf Stahlprodukte aus zwölf Ländern einführen, unter ihnen China, Russland und Brasilien, aber kein EU-Land. Die Vorwürfe seien haltlos, antwortet das chinesischen Handelsministerium postwendend.
"Die deutsche Wirtschaft mit ihrer internationalen Ausrichtung würde sicher zu den Leidtragenden gehören, selbst wenn die im Raum stehenden Strafzölle sie nicht direkt betreffen würden, sagte Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbands BGA, der "Welt am Sonntag".
Die Wirtschaftsvereinigung Stahl wandelt auf den Spuren des US-Handelsministeriums. Auch sie möchte Opfer sein: "Der EU-Stahlmarkt ist der offenste der Welt", so Hans Jürgen Kerkhoff. Es werde mehr chinesischer Stahl in die EU kommen, sollte Trump die Strafzölle verhängen. Das ist allerdings überhaupt nicht gesagt, zumal China seine für 2020 zugesagte Verkleinerung der Stahlüberkapazitäten bereits 2018 erreichen wird.
Ob Trump der US-Wirtschaft mit Stahl-Strafzöllen tatsächlich einen Gefallen tut, ist ebenfalls hochumstritten. Das Produzierende Gewerbe müsste im Einkauf mehr für Stahl bezahlen und verlöre damit an internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Hinzu kommt, dass Arbeitsplätze im Produzierenden Gewerbe einer größere Wertschöpfung aufweisen.
2017 produzierte die US-Stahlindustrie laut Worldsteel 81,6 Millionen Tonnen Rohstahl. Zum Vergleich: Die südkoreanische Wirtschaft, die dreizehnmal kleiner ist als die US-Wirtschaft ist, erzeugte 71,1 Millionen Tonnen. In Deutschland, dessen Bruttoinlandsprodukt ein Fünftel der USA entspricht, lag die Rohstahlproduktion bei 43,6 Millionen Tonnen.
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