Größter Stahlmarkt der Welt ist ein Buch mit sieben Siegeln

41 stillgelegte Hochöfen soll China wieder in Betrieb genommen haben, berichtet der Informationsdienst "Steel Guru". Für wen der viele zusätzliche Stahl erzeugt wird, ist nicht erkennbar. Denn im besonders stahlintensiven Produzierenden Gewerbe ist die Aktivität im April erneut gesunken, wie eine aktuelle Datenerhebung zeigt.

Die Stahlpreise in China haben dem zusätzlichen Angebot bisher überraschend gut standgehalten. Der Betonstahlkontrakt in Shanghai sank zwar in den letzten zwei Wochen von 2.708 Yuan (369 Euro) auf 2.567 Yuan (342 Euro) je Tonne. Gleichwohl bleibt immer noch ein deutliches Plus. Im Dezember 2015 war chinesischer Betonstahl für 1.652 Yuan (233 Euro) zu haben.

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Chinas Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Produzierende Gewerbe sank im April um 0,3 Zähler auf 49,4 Punkte, wie der Datendienstleister Markit und das Caixin-Institut mitteilen. Es ist bereits der 14. monatliche Rückgang in Folge. Werte unterhalb von 50 Zählern signalisieren eine schrumpfende Wirtschaft.

In Europa befürchtet man, dass die Chinesen Stahl auf Lager produzieren, um ihn dann billig auf dem EU-Markt anzubieten. Es ist nicht erkennbar, wofür sonst der viele Stahl erzeugt wird. Dass sich die chinesische Wirtschaft abkühlt, darauf deutet auch die stark von China abhängige australische Wirtschaft hin. Die australische Notenbank hat heute überraschend ihren Leitzins um 0,25% auf 1,75% gesenkt.

Würde Chinas Wirtschaft, wie von der Regierung in Peking vorgegeben, tatsächlich ein Wachstum von knapp 7% haben, müsste das von Rohstoffverkäufen stark abhängige Australien nicht seine Wirtschaft ankurbeln, sagen Volkswirte.