Stahlpreise und Stahlmarkt im Mai 2016 - Roundup 14

Auf dem französischen Stahlmarkt kam es Anfang Mai zu einem deutlichen Anstieg des Stahlpreises für warmgewalzten Stahl, meldet die Metallberatungsgesellschaft MEPS. Weil es derzeit in Frankreichs Stahlindustrie kaum Kapazitäten gebe neue Aufträge abzuarbeiten, müsse man von einer weiteren Erhöhung des Stahlpreises im Juni ausgehen.

Der Warmbandpreis in Deutschland, Frankreich und Benelux kletterte gemäß einer Erhebung von "Steel Benchmarker" von 392 Euro je Tonne am 25. April auf 417 Euro am 9. Mai 2016. Die Zunahme führte dazu, dass der Warmbandpreis zum ersten Mal seit langem wieder über das Niveau des Vorjahres steigen konnte. Anfang Mai 2015 hatte der Verkaufspreis bei 404 Euro gelegen.

In China sinkt der Stahlpreis für das zur Fertigung von Autos eingesetzte Warmband um 1,1% auf 2.105 Yuan (289 Euro). Der Eisenerzpreis fällt mit 50,20 Dollar auf den niedrigsten Stand seit sechs Wochen. Mit den auseinander laufenden Preisen steigt die Gefahr für europäische Stahlproduzenten im Herbst mit einer neuen chinesischen Stahlschwemme auf dem EU-Markt konfrontiert zu werden.

Die EU zögert China den Status als Marktwirtschaft Ende 2016 anzuerkennen, obwohl sie vor 15 Jahre beim Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation dies versprochen hatte. Hätte China den Status, wäre es kaum noch möglich Strafzölle auf chinesische Stahl- und andere Erzeugnisse zu verhängen, die unter den Herstellungskosten in der EU verkauft werden.

Die europäische Stahlindustrie übt offenbar hinter den Kulissen Druck aus, China den vertraglich zugesagten Marktwirtschafts-Status zu verwehren. Peking droht mit Vergeltungsmaßnahmen. Im Gespräch ist auch die deutsche Automobilindustrie. Sollten die Autobauer weniger Fahrzeuge in China verkaufen, würde das auch die Stahlproduzenten treffen.

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