Stahlpreise und Stahlmarkt: Mittwoch, 1. Juni 2016

Die deutsche Industrie hat im Mai an Dynamik hinzugewonnen. Unternehmen weiteten ihre Produktion stärker aus als in den drei Monaten zuvor, melden der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik und das Forschungsinstitut Markit. "Insgesamt bleibt der Schwung im Verarbeitenden Gewerbe aber noch verhalten und lässt deutlich Raum nach oben", kommentiert der Markit-Volkswirt Oliver Kolodseike.

In China sieht es düsterer aus: Hier sank der Einkaufsmanagerindex (PMI) mit 49,2 Punkten unter die Wachstumsschwelle bei 50 Zählern. Die Stahlkonjunktur hat es ferner wegen eines regenbedingten Rückgangs der Bautätigkeit im Süden Chinas schwer. "Die Stahlpreise sollten weiterhin nach unten tendieren, weil die Situation mit den Überkapazitäten in den nächsten Monaten gravierender wird", zitiert Reuters einen Stahlhändler in Shanghai.

Der Eisenerzpreis sinkt mit 49,60 US-Dollar je Tonne auf den tiefsten Stand seit drei Monaten. Der meistgehandelte Betonstahlkontrakt in Shanghai notiert aktuell bei 1.999 Yuan (271 Euro). In Europa gibt es erste Anzeichen, dass die Stahlpreise wieder fallen könnten. An der Londoner Metallbörse (LME) sank der Betonstahlpreis in den letzten drei Wochen von 502 Dollar (440 Euro) auf 476 Dollar (428 Euro).

Die Amerikaner dürften von einer neuen Stahlschwemme aus China wegen höheren Strafzöllen weniger hart getroffen werden. Der US-Warmbandkontrakt liegt weiterhin knapp über 600 US-Dollar je Short Tonne (907,185 kg) und damit auf dem höchsten Stand seit eineinhalb Jahren. In den USA kommen aber erste Zweifel auf, ob Protektionismus im Sinne der Gesamtwirtschaft ist.

Gemäß einer Studie des US-Handelsministerium schaffen stahlverarbeitende Unternehmen mehr Arbeitsplätze als Stahlproduzenten. Wenn man aber die größere Wertschöpfung von Erstgenannten mit höheren Stahlpreisen belastet, dann hat die Gesamtwirtschaft einen Nachteil im Vergleich zu einer Situation ohne hohe Strafzölle.