Stahlpreise und Stahlmarkt: Donnerstag, 7. Juli 2016

Die Industrieproduktion in Deutschland hat sich entgegen den Erwartungen spürbar abschwächt. Sie lag im Mai 2016 um 1,3% niedriger als im Mai 2015, teilt das Statistische Bundesamt mit. Konjunkturexperten hatten mit einem leichten Anstieg bei den Ausbringungen des Produzierenden Gewerbes gerechnet.

"Die Auftragseingänge in der Industrie entwickeln sich gegenwärtig schleppend. Allerdings hat sich in den vergangenen Monaten die Stimmung in der Industrie wieder etwas aufgehellt. Nach einer etwas schwächeren Entwicklung im zweiten Quartal sollte die Industrieproduktion daher ihren moderaten Aufwärtstrend fortsetzen", kommentiert das Bundeswirtschaftsministerium.

An der Londoner Metallbörse kennen die seit Ende November 2015 gehandelten Kontrakte für Stahlschrott und Betonstahl nur eine Richtung: Nach unten. Der Stahlschrottpreis sank in den vergangenen zwei Monaten um 32% von 315 US-Dollar (276 Euro) auf 214 Dollar (193 Euro) je Tonne. Der Betonstahlpreis ging von 508 Dollar (438 Euro) auf 389 Dollar (350 Euro) in die Knie.

Die Anlagenbau-Sparte von ThyssenKrupp leidet unter einem schwachen Auftragseingang. "Wir haben Druck und stehen vor großen Herausforderungen", begründet Jens Michael Wegmann, der neue Konzernvorstand für die Sparte Industrial Solutions. Das Geschäft mit Großanlagen lohnt sich in Deutschland kaum noch. Der Wert der Bestellungen fiel zuletzt auf ein 30-Jahrestief.

"Die Unternehmen exportieren weniger nach Großbritannien, wollen ihre Investitionen und Beschäftigungspläne auf der Insel zurückfahren und fürchten mehr Handelshemmnisse", warnt Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Er stützt seine düstere Prognose auf einer aktuellen Umfrage über die Konsequenzen des Brexit, an der 5.600 Unternehmen teilnahmen. "Der Brexit schadet auf Dauer der deutschen Wirtschaft", schlussfolgert Schweitzer.