Aktuelle Stahlpreise pro Tonne (1.000 kg) - Westeuropa/USA
Stahllobby, Stahlunternehmen und EU-Kommission können das Ruder nicht herumreißen: Der Stahlpreis für Warmband setzt eine Ende Mai 2018 begonnene Abwärtsbewegung fort. Er fällt auf den tiefsten Stand in diesem Jahr. Es lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass Stahl ohne die geplanten Safeguard Maßnahmen, also der Abschottung des EU-Stahlmarktes, noch günstiger wäre.In Deutschland, Frankreich und Benelux kostete der 5 Millimeter dicke und 1200-1500 Millimeter breite Stahl 541 Euro je Tonne per 9. Juli 2018. Ende Juni hatte der durchschnittliche Stahlpreis für Warmband in Westeuropa bei 556 Euro gelegen, wie aus Erhebungen von Steel Benchmarker hervorgeht.
Die Europäische Union (EU) wird ab 19. Juli 2018 Schutzmaßnahmen gegen steigende Stahlimporte in Kraft setzen, berichtet das Handelsblatt. Hintergrund ist ein pauschaler US-Zoll von 25% auf Importstahl. Die EU befürchtet, dass wegen der Abschottung des US-Stahlmarktes mehr Stahl nach Europa umgelenkt werden wird.
Die in der Schwebe befindlichen Safeguard Maßnahmen haben laut Branchenkennern die Stahlpreise in Europa zuvor etwas stabilisiert. So war der Warmbandpreis im Juni von 546 Euro auf 556 Euro gestiegen.
Extreme Preisverzerrung
In den USA präsentiert sich die Stahlpreisentwicklung weiter robust. 1.006 US-Dollar (860 Euro) je Tonne kostete Warmband aus heimischer Produktion. Das waren 6 Dollar mehr als vor zwei Wochen. Damit nimmt die Verzerrung zu Europa atemberaubende Ausmaße an. Addiert man auf europäisches Warmband 25% Strafzoll, kommt man auf einen erzielbaren Exportpreis (vor Frachtkosten) von 676 Euro.
Inzwischen geht der Anstieg der US-Stahlpreise selbst der Regierung in Washington zu weit. Sie bezichtigt einzelne Marktteilnehmer Stahl zurückzuhalten, um die Preise hochzutreiben. Der große Verlierer ist das Produzierende Gewerbe, um das es ohnehin nicht zum Besten bestellt ist. Die gestiegenen Einkaufskosten werden die internationale Wettbewerbsfähigkeit vieler US-Industriefirmen untergraben.