Stahlpreise stabil: Thyssenkrupp in Lebensgefahr

Geringe Abschläge bei den Stahlpreisen täuschen über die tatsächliche Lage hinweg. Eine Stahlkrise bahnt sich an. Bei Thyssenkrupp läuft es auf Kurzarbeit hinaus. ArcelorMittal schaltet Hochöfen ab.

Am Spotmarkt in Deutschland liegt der Stahlpreis für warmgewalzte Erzeugnisse aktuell bei 470 Euro je Tonne. Das sind zwar 15 Euro weniger als im Ende Februar. Allerdings brachte die Corona-Pandemie bisher nicht das Tief von Jahresbeginn bei 440 Euro in Reichweite.

"Um angesichts der Corona-Krise weitere Stellenstreichungen zu verhindern, wird es wohl Kurzarbeit im großen Stil geben", schreibt die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ). "Dauerhaft dürfte dies die großen Probleme von Thyssenkrupp nicht lösen", so das Blatt.

ArcelorMittal schaltet in Frankreich zwei Hochöfen ab. Einige Marktteilnehmern seien der Meinung, dass der weltgrößte Stahlproduzent auch einen Hochofen in Deutschland runterfahren werde, berichtet Argus.

Die deutschen Stahlproduzenten seien mit Bestellungen für das zweite Quartal beinahe komplett ausgelastet, heißt es im aktuellen Stahlmarkt-Bericht der Metallberatungsgesellschaft MEPS.

Damit stellt sich die Frage: Was passiert in der zweiten Jahreshälfte? Die Automobilhersteller haben einen großen Teil ihrer Produktion in Europa ausgesetzt. Hintergrund ist die Corona-Pandemie.

Das spricht dafür, dass die Stahlpreise in ein sehr tiefes Sommerloch fallen. Die deutsche Wirtschaft könnte in diesem Jahr bei größeren Produktionseinschränkungen um 6% schrumpfen, sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Für Thyssenkrupp dürfte es dann ein staatliches Rettungspaket geben. An dieser Notwendigkeit würde wohl auch ein Verkauf der Aufzugssparte nichts ändern. Bei einem stärkeren Konjunktureinbruch als 2008/09 wäre der Verkaufserlös von ca. 17 Milliarden Euro im Nu verpulvert.

Die Kassen des Unternehmens waren schon vor der Corona-Pandemie klamm. Die Lage ist sehr ernst. Der Aktienkurs purzelte in den letzten 14 Monaten von 26,40 Euro auf 3,55 Euro (-87%).