Stahlpreise und Stahlmarkt im Januar 2022

Die Stahlpreise für Warmband sind am steigen, nachdem die Stahlproduzenten den Autoherstellern überraschend hohe Belieferungspreise für das Kalenderjahr 2022 abtrotzen.

Warmband Spotmarkt

RegionStahlpreisDatumQuelle
Ex-works Ruhr923 EUR13.01.22Platts
Westeuropa918 EUR10.01.22Steel Benchmarker
Italien835 EUR13.01.22Platts

Von einem Weihnachtsgeschenk für die Stahlproduzenten spricht ein leitender Mitarbeiter eines Automobilzulieferers. Die Preisaufschläge von 500 Euro je Tonne bei feuerverzinktem Bandstahl und kaltgewalztem Stahl seien unverhältnismäßig, beschwert sich der Manager gegenüber Kallanish. Nehme man die gestiegenen Rohstoffpreise zum Maßstab, wären 300 Euro gegenüber den Ende 2020 ausgehandelten Lieferverträgen angemessen.

Am deutlichsten ist die Reaktion bei börsengehandeltem Warmband. Der Februar-Kontrakt für Nordeuropa klettert mit 913 Euro auf den höchsten Stand seit eineinhalb Monaten. Anfang 2022 lag dieser Kontrakt noch bei 840 Euro. Der von Steel Benchmarker ermittelte Warmbandpreis für Westeuropa trat zuletzt bei 918 Euro auf der Stelle, nachdem er im Dezember 2021 um 25 Euro je Tonne gestiegen war.

Stahlpreisentwicklung Europa Warmband 2022

Bereits im Mai 2002 stehen die nächsten Verhandlungen zwischen den Stahlherstellern und ihren Endkunden an. Dann dürfte die Normalisierung des Stahlmarktes die Stahlhersteller zu Zugeständnissen zwingen. 2022 ist die Verfügbarkeit von Stahl größer als 2021. Darüber hinaus hat sich die Nachfrage normalisiert. Im Frühjahr/Sommer des letzten Jahres hatten viele Stahlabnehmer aufgrund des knappen Angebots so viel bestellt wie sie kriegen konnten.

Planungssicherheit

Überdies haben die Stahlhersteller von Sondereffekten profitiert. Die zollfreien Importmengen von feuerverzinktem Bandstahl sind für das erste Quartal 2022 bereits ausgeschöpft. Die EU-Kommission überprüft derzeit die Schutzklauselmaßnahmen für das zweite Quartal. Die Brüsseler Behörde könnte sich erneut auf die Seite der Stahlhersteller schlagen.

Die Autohersteller sind damit bei den jüngsten Verhandlungen quasi ins offene Messer gelaufen. Für sie war es besser den hohen Forderungen der Stahlhersteller nachzugeben, als sie nicht ausschließen konnten, dass eine Nachschärfung der Schutzklauselmaßnahmen die Preise weiter nach oben treibt. Kein Autohersteller kann es sich leisten nach dem dem Chipmangel, der die Produktion deutlich verringerte, plötzlich wegen zu wenig Stahl nicht auf Normalmaß zu produzieren.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es daher zum jetzigen Zeitpunkt notwendig, deutlich mehr für Stahl zu bezahlen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die OEM-Autohersteller wegen der guten Konjunktur und der hohen Inflation es leicht haben, höhere Verkaufspreise durchzusetzen. Ein Auto ist ein Sachwert und bietet damit trotz steter Wertverringerung einen gewissen Schutz vor 5-6% Verbraucherpreisinflation sowie Verwahrentgelten und Negativzinsen der Banken.