Stahlpreise und Stahlmarkt im April 2022

Der Aufwärtstrend der Stahlpreise sei zum Erliegen gekommen, stellt die Metallberatunggesellschaft MEPS fest. Die Stahlpreise für warmgewalzte Erzeugnisse tendierten abwärts. Ins Rollen kommt der Stein aber nicht. Bei Langerzeugnisse tut sich bisher nichts. Auch eine Trendwende bei denen im Rekordtempo steigenden Erzeugerpreisen lässt auf sich warten.

Warmband wurde für durchschnittlich 1.350 Euro je Tonne ex-works Ruhr per 19. April 2022 ge- und verkauft. "Die Warmbandpreise in Nordeuropa sind per 22. April weiter gefallen", meldete drei Tage später Fastmarkets.

Weiterlesen: Tage für Stahlpreise über 1.300 Euro sind gezählt

In Deutschland haben die Stahlhersteller im März 2022 um 11,8% weniger Rohstahl erzeugt als im März 2021. Der Rückgang bei warmgewalzten Erzeugnisse fiel mit 13,1% etwas höher aus.

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die dramatische Lage auf den Energiemärkten habe die Stahlproduktion beeinflusst, erläutert die Wirtschaftsvereinigung Stahl.

Bei den Stahlpreisen für Langerzeugnisse blieb eine Trendwende bisher aus. Hintergrund ist die wegen den explodierenden Stromkosten extrem teuer gewordene Stahlherstellung im Elektrolichtbogenofen.

Zum Thema: Aktuelle Betonstahlpreise je Tonne (1.000 kg)

Der Baustahlhersteller Badische Stahlwerke habe im April nur einen seiner zwei Elektrohochöfen in Betrieb, meldet Kallanish. Zuvor hatten bereits die Lech Stahlwerke die Produktion wegen unkalkulierbar hohen Stromkosten tageweise stillgelegt.

Lagerbestände

Die meisten Distributoren hatten bei Kriegsausbruch genügend Stahl auf Lager und konnten die von Stahlendabnehmern gekauften großen Mengen bedienen, informiert MEPS.

Sie vermieden jedoch zu den stark gestiegenen Stahlpreisen und eingeschränkter Verfügbarkeit auf Seiten der Stahlhersteller ihre Lagerbestände aufzustocken. Die Beschaffungsleiter hätten daher "Lücken in ihren Lagerbeständen".

"Stahl verarbeitende Unternehmen geraten im Corona- und Ukraine-Sturm unweigerlich in Schieflage", warnt der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM). Der gefürchtete Erdgasmangel könne die gesamte Stahlverarbeitung kaltstellen.

Rekord-Preisanstiege

Rasant steigende Erzeugerpreise stehen einem merklichen Rückgang der Stahlpreise entgegen. "Bereits im Februar lagen die Erzeugerpreise vieler Stahl- und Aluminiumprodukte 50 Prozent über dem bereits sehr hohen Vorjahresniveau", gibt WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer zu bedenken.

Im März stiegen die Erzeugerpreise dann so stark wie noch nie seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1949, teilte das Statistische Bundesamt letzte Woche mit. Die deutschen Unternehmen hoben ihre Preise um 30,9% gegenüber dem Vorjahresmonat an.

Die Preisanstiege sind so gewaltig, dass die Liquiditsreserven der Stahkäufer schrumpfen. Berichte, wonach durch den rapiden Anstieg der Stahlpreise Kreditlinien von Stahlhändlern und Stahl verarbeitenden Unternehmen inzwischen ausgereizt sind, häuften sich zu Beginn des zweiten Quartals.