Wird der steile Anstieg der Stahlpreise zurückgenommen?

Mit einem lachenden und weinenden Auge werden rückläufige Stahlpreise gesehen. Warmband hat sich in den letzten drei Wochen von 1.425 Euro auf 1.350 Euro je Tonne ex-works Ruhr vergünstigt. Auch bei Langerzeugnissen wie Betonstahl zeichnet sich eine Trendwende ab. Käufer können mit weiteren Preisrückgängen rechnen. Wegen des Konjunkturschadens hapert es an der Stahlnachfrage.

Die aufgrund des Ukraine-Kriegs um 50% hochgeschossenen Stahlpreise kommen runter. Noch fallen die Abschläge verhältnismäßig klein aus. Warmband wurde am Spotmarkt gerade einmal um 75 Euro je Tonne günstiger, nachdem es zuvor um 445 Euro gestiegen war.

Auf die Stahlnachfrage drückende Zweitrundeneffekte machen sich bemerkbar. Die für das zweite Halbjahr 2022 erwartete Erholung der Automobilindustrie wegen der Auflösung des Halbleitermangels fällt ins Wasser. Der Ukraine-Krieg werde eine Normalisierung der Lieferketten vor allem in Europa weiter verzögern, sagt der Chef des Weltstahlverbandes, Edwin Basso.

Überdies steht der Wohnungsbau vor einem Einbruch. Die Bauunternehmen können wegen des Materialmangels und merklich gestiegenen Kosten kaum kalkulieren. "Da wird es Einbrüche geben, und zwar ganz deutliche", sagt Hans Maier, Direktor des Verbands der bayerischen Wohnungswirtschaft der Deutschen Presse-Agentur.

Diagramm Stahlpreis Entwicklung Betonstahl mit Prognose-Pfeil

Die Stahlpreisentwicklung für Betonstahl trat in Nordeuropa zuletzt bei 1.260-1.330 Euro je Tonne auf der Stelle. Einige Langstahlhersteller würden Preiserhöhungen ins Auge fassen, meldet Fastmarkets. Wegen des konjunkturellen Gegenwinds dürfte es aber schwer sein, diese auch durchzusetzen. Italienische Bewehrungsstahlhersteller scheiterten in der letzten Woche höhere Stahlpreise bei ihren Kunden durchzusetzen.