Ist die Talfahrt der Stahlpreise von Dauer?
Der Rückgang der Flachstahlpreise beschleunigt sich, und so vergünstigt sich warmgewalzter Stahl auf 1.100 Euro je Tonne ex-works Ruhr. Den Stahlherstellern geht das zu schnell. Sie werden mit Produktionskürzungen das Angebot verknappen und damit die Stahlpreise stabilisieren.
Ein deutscher Stahlhersteller habe gerade Warmband für 1.050 Euro angeboten, berichtet Platts. Auch der um weniger als 100 Euro über dem Vorkriegsniveau liegende Warmbandpreis lockt keine Käufer an. Sie warten stattdessen ab, als es bisher keine Anzeichen für ein Ende der Talfahrt gibt.
Obwohl sich die deutsche Industrie vor Aufträgen nicht retten kann, wird aktuell unterdurchschnittlich wenig Stahl verkauft. Ohne einen einzigen Neuauftrag könnten die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes noch viereinhalb Monate weiterproduzieren, meldet das ifo-Institut.
Im stahlintensiven Maschinenbau und der Autoindustrie ist die Auftragsreichweite mit 6,5 Monaten bzw. 7,4 Monaten sogar noch höher. Ursache sind Lieferengpässe (z. B. Kabelbäume in der Autoindustrie). Sie hindern die Unternehmen daran, ihren extrem hohen Auftragsbestand abzuarbeiten.
Sollten sich die Lieferengpässe in den kommenden Monaten auflösen, könnte die deutsche Industrie durchstarten. Das würde dann die Wirtschaftsleistung "kräftig anschieben", ist sich ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser sicher.
Kann dieser Flaschenhals beseitigt werden, zöge auch die vor sich hindümpelnde Nachfrage für Stahlprodukte an. Aktuell gibt es allerdings keine Anzeichen für eine rasche Auflösung. Die Stahlhersteller dürften daher mittels Produktionskürzungen versuchen, den fallenden Preisen ein Ende zu setzen.