Stahlpreise und Stahlmarkt im August 2022
Die Stahlpreise für Flacherzeugnisse sind hurtig am sinken, und so kostet Warmband auf dem deutschen Spotmarkt 715 Euro je Tonne per 23. August 2022. Betonstahl aus nordeuropäischen Hochöfen liegt bei 950-1.000 Euro. Anstatt Stahl zu Schleuderpreisen unter Produktionskosten abzugeben, bevorzugen Hersteller von Langerzeugnissen auf Geschäft zu verzichten.
Deutsche Stahlhersteller verkaufen einem Insider zufolge Warmband bereits für 700 Euro frei Werk Ruhr und für 750 Euro inklusive Lieferung in den nordeuropäischen Raum. "Die meisten Hüttenbetreiber versuchen an Aufträge zu kommen. Jedoch kurbeln die niedrigen Preise die Nachfrage nicht an", äußert sich ein Hersteller gegenüber Platts.
Der mittlere Betonstahlpreis für Nordeuropa war 980 Euro im Juli. Die Erzeugung von Baustählen mittels Elektrohochofen ist wegen des hohen Strompreises sehr teuer geworden. Hiesige Hersteller präferierten ihre Produktion zu senken, anstatt Betonstahl zu Preisen unter Herstellkosten zu verkaufen, berichtet Fastmarkets.
Umgekehrt verfahren die großen Stahlhersteller von Flachstahl, die über die rohstoffintensive Hochofenroute produzieren. Sie werfen inzwischen immer größere Teile ihrer Stahlerzeugung unter den Herstellkosten auf den Markt. Warmband lässt sich laut Experten für einem Verkaufspreis von 700 Euro wegen den Folgen des Ukraine-Kriegs nicht profitabel erzeugen.
Flachstahlschwemme
Es rächt sich für die großen Stahlhersteller, dass nicht abrupter auf die Bremse traten. Wohl auch in der Hoffnung auf ein Anspringen der Autokonjunktur wegen der Auflösung des Halbleitermangels drosselte man die Stahlerzeugung eher halbherzig. Oft wurden Ausstoßverringerungen kleingeredet oder nur hinter hervorgehaltener Hand zugegeben.
Deutsche Stahlhersteller verringerten die Produktion von warmgewalzten Erzeugnissen im Juli um 2,2% gegenüber dem Vorjahresmonat. Es wurden 2,75 Millionen Tonnen hergestellt, meldet die Wirtschaftsvereinigung Stahl. Etwa gleichstark, um 2,0%, sank die Rohstahlerzeugung.
Die Betreiber von Elektrohochöfen haben hingegen dreieinhalbmal so stark gedrosselt. Im Juli 2022 lag ihr Ausstoß um 7,7% unter dem Niveau vom Juli 2021.
Es ist davon auszugehen, dass die klassischen Hochofenerzeuger nachziehen und ihren Ausstoß im August und September stärker drosseln. Dies dürfte der einzige Weg sein, um den Abwärtstrend der Stahlpreise für Flacherzeugnisse zu stoppen. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung steht auf Stagflation (hohe Inflation, kaum Wirtschaftswachstum).