Stahlpreisentwicklung gibt immer neue Rätsel auf

Hersteller, Händler und Stahlverarbeiter rüsten sich für eine Halbierung der Stahlpreise. "Der jüngste Preisverfall geht zur Gänze auf das Konto europäischer Stahlhersteller. Sie fingen an Rabatte zu geben, als jeder dachte, dass der Markt dabei ist einen Boden zu finden", erläutert ein Distributor gegenüber Platts.

Die Entwicklung der Stahlpreise für Flacherzeugnisse gibt Rätsel auf: Aktuell kostet Warmbreitband 750 Euro je Tonne/Ruhr. Das sind 110 Euro weniger als vor vier Wochen. Seinen Ausgangspunkt hat der Abwärtstrend Ende März. Damals kostete der Flachstahl 1.460 Euro.

 Aktuell sprießen Meldungen wie "Hohe Stahlpreise treiben Arcelormittal an" oder "Thyssenkrupp profitiert von Stahlpreisen" aus dem Boden. Das bezieht sich zwar auf die erwirtschaften Gewinne im 2. Quartal, als die Stahlpreise für Warmband im Mittel etwas über 1.000 Euro waren. Laut Analysten verdienen die Konzerne aber auch bei Preisen von 700-720 Euro.

Nordeuropäische Stahlhersteller haben zuletzt aggressiv Material verkauft, um ihre Kassenbestände zu erhöhen. Ihr Ziel ist es überschüssigen Stahl loszuwerden. Dass das aufgrund der schwachen Stahlnachfrage nur zu tieferen Preisen möglich ist, ist für sie zweitrangig.

Dabei spielt auch am Terminmarkt gehandelter Stahl eine Rolle. Im letzten Geschäftsbericht von Salzgitter räumt das Unternehmen ein, seine Verkäufe auf der Basis des nordeuropäisches Warmband-Terminkontraktes abzusichern (Hedging).

Stahlpreis Entwicklung Diagramm Warmband Terminmarkt

Man darf davon ausgehen, dass Stahlhersteller sich die hohen Verkaufspreise im zweiten Quartal durch entsprechende Handelsgeschäfte mit Warmband-Terminkontrakten für einige Monate eingefroren haben. Wer so vorgegangen ist, an dem perlen die fallenden Stahlpreise erst einmal ab.

Der Warmband-Kontrakt für September sank in den letzten Tagen von 840 Euro auf 785 Euro.