Stahlpreise und Stahlmarkt im November 2022

Die Stahlpreise für Flacherzeugnisse sind dabei einen Boden zu bilden, und so kostet warm gewalzter Stahl auf dem deutschen Spotmarkt 650 Euro je Tonne per 2. November 2022. Betonstahl aus nordwesteuropäischen Hochöfen liegt bei 850 Euro (-10 Euro). Der Handel mit Baustählen ist ausgetrocknet.

Stahlhersteller zögern die ihnen vorschwebenden Preise für das nächste Jahr zu nennen. Alle warten auf ein Signal von ArcelorMittal. Europas Platzhirsch schreitet in der Regel voran. Doch bisher gibt es weder offizielle noch inoffizielle Äußerungen darüber, wie viel im 1. Quartal 2023 ausgeliefertes Warmband kosten soll.

Liniendiagramm Stahlpreis Hot-Rolled Coil Deutschland 2022

Den von Platts ermittelten Warmbandpreis von 650 Euro frei Werk Ruhr bezahlen Abnehmer mit normalen bis großen Bestellungen. Laut einem Händler seien sogar 600 Euro möglich. Kleinere Käufer müssten hingegen die offiziellen Verkaufspreise der Stahlhersteller, die bei 700-750 Euro liegen, bezahlen.

Deutsche Langstahlhersteller bieten Betonstahl für 860-870 Euro an. Allerdings ist die Betonstahlpreisentwicklung aktuell recht ruckartig. Die Preise ändern sich häufig, was Marktteilnehmer auf dünne Handelsumsätze zurückführen. Dass so wenig gekauft werde, liege an weiterhin hohen Lagerbeständen von Distributoren und Endkunden sowie der schwachen Nachfrage infolge der wirtschaftlichen Abkühlung.

Rezessionsgespenst

"Im Bauhauptgewerbe hat sich das Geschäftsklima erneut verschlechtert. Der Indikator der Geschäftslage fiel auf den niedrigsten Stand seit Januar 2016. Auch der Ausblick trübte sich weiter ein", meldete das ifo-Institut Ende Oktober.

Noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen. Entgegen den Erwartungen der Konjunkturexperten konnte die deutsche Wirtschaft im 3. Quartal ein Wachstum von 0,3% erzielen. Die Rezession ist demzufolge noch nicht da. Möglicherweise kann sie sogar vermieden werden. Voraussetzungen:

  • Die zuletzt auf den tiefsten Stand seit vier Monaten gesunkenen Gaspreise fallen weiter.
  • Die Temperaturen im Winter bleiben recht hoch.

Ausblick

Bei den Stahlpreisen für Flachstahl dürfte kaum noch Platz nach unten sein. Warmband ist bereits auf einem 2-Jahrestief. Nachdem die Hersteller im 1. Halbjahr glänzend verdienten, verkaufen viele nun unter Produktionskosten. Für das Gesamtjahr bleibt ein Gewinn stehen und man kann die Produktionsstätten am laufen lassen.

Die Betonstahlpreise hätten hingegen noch Platz nach unten. Obschon des Rückgangs in den letzten Monaten liegen sie noch knapp über dem Niveau vor Kriegsausbruch. Damit wie bei Flachstahl ein 2-Jahrestief erreicht wird, müsste der Spotpreis um knapp 200 Euro auf 660 Euro fallen.

Ein solcher Rückgang sei unmöglich, sagen die Hersteller von Baustählen. Allerdings gab es ähnliche Äußerungen bereits im Sommer, als Verkaufspreise für weniger als 1.000 Euro ausgeschlossen und mit dem sofortigen Stilllegen der Produktion bei Unterschreiten von Break-Even gedroht wurde.