Fe-Schrottpreise und Schrottmarkt im Juni 2023

Im Schrotthandel macht sich Ernüchterung breit. Ursache ist der anhaltende Preisverfall. Weil die Stahlwerke sinkende Schrottmengen ordern, trübt sich der Ausblick für das 2. Halbjahr 2023 ein.

Der Stahlneuschrottpreis sank zwischen April und Juni 2023 von 384 Euro auf 332 Euro (-14%). Ein weiterer Rückgang der im 4-Wochen Rhythmus ermittelten Schrottpreisentwicklung des BDSV zeichnet sich ab.

Stahlschrottpreise Deutschland Linienchart Entwicklung Euro/1000 kg

Die Bereitschaft der Stahlproduzenten zur Lagerhaltung sei begrenzt, berichtet Euwid Recycling und Entsorgung. "Mit der bevorstehenden Ferien- und Revisionszeit dürfte die Schrottnachfrage im Juli noch weiter zurückgehen."

Die Preisabschläge bei Altschrott fallen größer aus als die für Neuschrott. Betonstahlhersteller stehen wegen der schwachen Baukonjunktur mit dem Rücken an der Wand.

Im Baugewerbe habe sich das Geschäftsklima weiter verschlechtert. Ferner meldete das ifo-Institut am Montag: "Auch der Ausblick auf die kommenden Monate verschlechterte sich."

Der Stahlpreis für in Nordeuropa hergestellten und abgesetzten Betonstahl lag zuletzt bei 630 Euro. Das war der tiefste Stand seit Dezember 2020.

Weiterlesen: Aktuelle Stahlpreise pro Tonne (1.000 kg)

Schrotthändler kaufen Mischschrott mit einer Wandstärke von mindestens drei Millimetern aktuell für 0,12 Euro je Kilogramm (kg). Für Scherenschrott (Wandstärke 4-6 mm) bezahlen sie 0,14 Euro/kg.

Angespannte Liquiditätslage

Steigenden Zinsen sind in zweierlei Hinsicht ein Problem für den Schrotthandel:

  1. Zum einen bremsen steigende Zinsen die Bauwirtschaft, senken damit deren Stahlnachfrage und letztlich den Schrottbedarf der Baustahlhersteller.

  2. Zum anderen müssen Stahlhersteller, die Schrott zumeist mit Fremdmitteln, also auf Kredit, kaufen, höhere Zinsen bezahlen. Ihr Spielraum, Schrott auf Lager zu legen, verkleinert sich. Mit ultratiefen Zinsen hatten sie sich wesentlich leichter getan.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins in den letzten elf Monaten von 0% auf 4% erhöht. Eine Ende der steigenden Zinsen ist nicht in Sicht. Die EZB hat bereits eine weitere Zinserhöhung auf 4,25% für Juli in Aussicht gestellt.

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