Stahlpreise Prognose: Preise steigen langsam, 2024 schnell

Der Stahlpreis für warmgewalzte Erzeugnisse lag bei 600 Euro je Tone per 23. Oktober 2023. Damit war in Westeuropa hergestelltes Warmband 28 Euro günstiger als am 25. September 2023, meldet Steel Benchmarker. Auf dem Stahlmarkt für Langerzeugnisse ging es nach oben. Hier kletterte der Stahlpreis für Betonstahl um 40 Euro auf 610 Euro.

"Stahlhersteller führen bereits Wartungsstopps vor, um die Materialverfügbarkeit zu verknappen und die Preise aufrechtzuerhalten", meldet die Metallberatungsgesellschaft MEPS. Die Nachfrage für Stahlerzeugnisse bleibe wegen der weiterhin rückläufigen europäischen Wirtschaft schwach.

Die Stahlpreise für Betonstahl und Stahlschrott sind hingegen in leichte Aufwärtstrends eingetreten. Der Betonstahlpreis für Nordeuropa kletterte seit Ende September von 560-580 Euro auf 600-620 Euro. Marktteilnehmer rechneten wegen steigenden Energiepreisen und einem schwachen Handel von Importstahl mit einem neuerlichen Preisanstieg um 20-40 Euro, berichtet Fastmarkets.

Stahlpreis Entwicklung Betonstahl Linienchart Euro/Tonne

Der vom BDSV ermittelte Lagerveraufspreis für Stahlneuschrott (Sorte 2/8) lag im Oktober bei 317 Euro. Das waren zwar 5 Euro weniger als im September. Der Preis blieb allerdings 15 Euro über dem Tief des Abwärtstrends bei 302 Euro, welches im August markiert worden war.

Untermauert werden steigende Stahlpreise für Langerzeugnisse von der Baukonjunktur. "Im Bauhauptgewerbe ist der Geschäftsklimaindikator geringfügig gestiegen", stellt ifo-Präsident Clemens Fuest mit. In dem für die Stahlnachfrage von Flacherzeugnissen wichtigen Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Stimmung zwar auch etwas aufgehellt. Allerdings bleibe die Auftragslage laut ifo-Institut schwierig.

Deutsche Flachstahlproduzenten seien bereit Preisnachlässe bei der Abnahme "angemessener Mengen" zu gewähren, erfährt Platts von einem Stahl-Service-Center. Zuvor waren die Hersteller mit einem Versuch die Warmbandpreise um 10-20 Euro zu erhöhen, gescheitert. 600 Euro gilt als die Schmerzgrenze. Darunter sei keine rentable Produktion warmgewalzter Erzeugnisse möglich, so die Hersteller.

Stahlpreis Prognose

"Der Abwärtstrend bei den europäischen Preisen für Warmband und anderen Flacherzeugnissen ist gemäß der Stahlberatungsgesellschaft GMK Center inmitten einer Bodenbildung.  Berechnungen zeigten, dass die Stahlnachfrage der Endabnehmer Ende 2023 etwas über der des Jahres 2022 liegen werde, sagte GMK-Chef Stanislav auf einer Konferenz von Kallanish in Istanbul.

Demzufolge werden die Anstrengungen der Stahlhersteller, mit dem Runterfahren von Hochöfen das Stahlangebot zu verknappen, früher oder später auf fruchtbaren Boden fallen. ArcelorMittal hat gerade zwei Hochöfen in Bremen und jeweils einen in Ghent und Fos-sur-Mer für Wartungsarbeiten heruntergefahren. Hochöfen von Salzgitter und Tata Steel sind ebenfalls wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb.

Stahlpreise steigen kräftig, wenn die Nachfrage anspringt. Dies konnte nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs und den Hamsterkäufen wieder einmal gut sehen. Eine Verknappung des Angebots zielt eher darauf ab, einen Abwärtstrend zu beenden. Sollte beide Kräfte im späteren Verlauf des 4. Quartals 2023 und im 1. Quartal 2024 zusammenkommen, müssten die Stahlpreise erneut merklich anziehen.

Vor einem Jahr war die Lage ähnlich: Nachfrageanstieg und Angebotsverknappungen führten zu einem neuen Gleichgewicht auf einem deutlich gesteigerten Preisniveau. Infolge war der Stahlpreis für Warmband zwischen Dezember 2022 und April 2023 von 595 Euro auf 857 Euro (+44%) nach oben geklettert.

Quellen:
🔗 Hopes of European steel sector revival extend into 2024, MEPS, 20.10.23
🔗 Northern European long steel producers look for prices to rise on higher costs, Fastmarkets, 20.10.23
🔗 ifo Geschäftsklima, 25.10.23
🔗 European HRC prices don’t rise despite mills’ efforts
🔗 Trade, demand indicate EU HRC prices bottomed: GMK, Kallanish, 20.10.23