Stahlpreise und Stahlmarkt im Oktober 2023
Der Stahlpreis für warmgewalzten Stahl wird im Oktober über 600 Euro je Tonne bleiben, erwarten Metallexperten. Preise, die mit einer Fünf beginnen, sind für Stahllhersteller ein rotes Tuch. Sie sind wortkarg, um dem Abwärtstrend keine neue Nahrung zu geben. Die Betonstahlpreise beginnen zu steigen. Eine Trendwende hin zu höheren Preisen zeichnet sich ab.
Im September wurde in Deutschland, Frankreich und Benelux ungewöhnlich wenig Stahl gehandelt. Der Warmband-Spotpreis lag am Monatsultimo bei 625 Euro. Damit notierte die Stahlpreisentwicklung um 45 Euro (-7%) tiefer als Ende August.
Man könne notwendige Käufe von Flacherzeugnissen noch zwei Wochen aufschieben, erfährt Fastmarkets von einem deutschen Lageristen. Was man an Stahlsorten derzeit noch auf Lager habe, reiche kurzfristig, um die Nachfrage der Endverbraucher zu bedienen.
Angesichts sinkender Stahlpreise geben sich Stahlhersteller wortkarg. Sie sind sehr vorsichtig ,Quotierungen zu geben. Diese Angebotspreise werden aus ihrer Sicht oft missbraucht, um die Stahlpreise weiter "nach unten zu reden".
600 Euro je Tonne für Warmband sei der Breakeven-Preis. Darunter mache man Verlust, betont der Manager eines Stahlhersteller gegenüber Fastmarkets.
Ein probates Mittel die Stahlpreise zu stabilisieren, wären Produktionskürzungen. Hochöfen auf Minimalausstoß oder gleich ganz runterzufahren, ließe potenzielle Käufer aufhorchen. Zwar würde die physische Angebotsverknappung den Stahlmarkt erst im 1. Quartal 2024 erfassen. Der Ausblick auf ein geringeres Stahlaufkommen dürfte aber viele Käufer noch 2023 dazu veranlassen, ihre Lager aufzustocken.
Bislang gibt es weder Gerüchte, noch konkrete Nachrichten über Produktionskürzungen. Die Situation auf dem Stahlmarkt ist damit völlig anders als vor einem Jahr. Seinerzeit hatten sich die Meldungen über runtergefahrene Hochöfen, ausgedehnte Wartungsarbeiten und Kurzarbeit gehäuft.
Die Stahlhersteller schielen mit einem Auge auf 2024 und die dann erwartete Erholung der Wirtschaft. Springt das Wachstum an, will man bereit stehen, die steigende Nachfrage zu bedienen. Steigende Verkaufsmengen abgesetzt zu höheren Stahlpreisen ließen dann die Kassen von Unternehmen wie Thyssenkrupp und ArcelorMittal klingeln.
In den USA sinkt der Warmbandpreis mit hohem Tempo. Die von Steel Benchmarker im 2-Wochen-Rhythmus ermittelte Stahlpreisentwicklung fiel per 25. September um 81 US-Dollar auf 753 Dollar je Tonne (1.000 kg). Zu einem Eurokurs von 1,06 USD ergibt sich damit ein Preis von 710 Euro für US-Warmband. Indes hat der Euro weiter abgewertet. Aktueller Stand: 1 Euro = 1,0450 US-Dollar.
Betonstahl
"Einige europäische Stahlhersteller erhöhen die Betonstahlpreise im Vergleich zum Monatsanfang um durchschnittlich rund 60 €/Tonne", heißt es in einer aktuellen Meldung von Kallanish. Laut dem Branchendienst habe es in der dritten Septemberwoche auf dem deutschen Betonstahlmarkt einen Kaufrausch (Buying Spree) gegeben.
Hersteller versuchen in die festgefahrene Betonstahlpreisentwicklung Schwung zu bringen. Betonstahl aus nordeuropäischen Betonstahl lag laut letzter frei verfügbaren Preismeldung von Fastmarkets bei 560-580 Euro je Tonne (inklusive Lieferung) per 20. September 2023. Das war noch einmal etwas weniger als im August und Juli, als die Preise bei 580-590 Euro gelegen hatten.
Der Kaufrausch sei durch die Ankündigung einer Preiserhöhung um 25 Euro je Tonne ausgelöst worden, so Kallanish. Im Gespräch seien bereits Anhebungen um 50 Euro und mehr. Dies würde die Betonstahlpreise nordwärts von 620 Euro bringen und damit auf ein Niveau wie zuletzt im Juni 2023.
Langstahlerzeuger sehen offenbar gute Chancen, den Betonstahlpreis nach dem Abwärtstrend und Seitwärtsverlauf der vergangenen 18 Monate in einen Aufwärtstrend zu bringen.
Im Zuge des Abwärtstrends war er zwischen April 2022 und Juni 2023 von 1.330 Euro auf 570 Euro (-57%) gefallen. Es folgten mehrere Monate Seitwärtsbewegung. Die Anfang Oktober durchgesetzte Preiserhöhung um 25 Euro könnte der Beginn eines Aufwärtstrends sein.