Stahlpreise und Stahlmarkt im März 2024

Die Stahlpreise für Betonstahl (Rebar) liegen aktuell bei 650-665 Euro je Tonne in Nordeuropa. Pessimistischer Ausblick und schwache Nachfrage führten zu einem nahezu ausgetrockneten Handel von Baustählen, meldet Fastmarkets.

Einen "Einbruch der Bauinvestitionen", attestiert die Wirtschaftsvereinigung Stahl. Zwar stieg die Elektrostahlproduktion im Januar 2024 auf 0,9 Millionen Tonnen und war damit 9% höher als im Januar 2023 und beinahe doppelt so hoch wie im Dezember 2023. Das Ausgangsniveau, von dem aus dieser Anstieg stattfinde, sei aber fast schon beängstigend niedrig.

Die Stahlpreisentwicklung für Betonstahl ist 2024 in einer lethargischen Seitwärtsbewegung, in die sie im 3. Quartal 2023 eintrat. Vorausgegangen waren extreme Preisschwankungen:

  • Der Betonstahlpreis kletterte im April 2022 auf 1.300 Euro (in Deutschland gab es Quotierungen zu 1.500-1.600 Euro).
  • Diesem Hamsterkauf-Klimax folgte bis Juni 2023 ein Preiseinbruch auf 570 Euro (-56%).

Unternehmen, die Schneide- Umformen-, Schweiß- und Biegearbeiten von Stahlerzeugnissen ausführen, schlössen diese Geschäftsbereiche, sagt ein Käufer zu Fastmarkets.

Stahlpreis Diagramme Betonstahlpreis und Elektrostahlproduktion übereinander gelegt

Die Stahlnachfrage des Bausektors werde im 1. Quartal 2024 weiter schrumpfen, erwartet Roland Döhrn.

Der an der Universität Duisburg-Essen lehrende Professor führt neben dem starken konjunkturellen Gegenwind den technologischen Fortschritt, die hochgesteckten Klimaziele sowie energieeffizientere Produktionsverfahren an.

Diese Veränderungen führten zu einer sinkenden Nachfrage für bestimmte Stahlsorten (unabhängig von der Stahlkonjunktur), erklärt Dörn auf der Eurometal Stahlkonferenz in Istanbul.

Flachstahl

Der Stahlmarkt für Flacherzeugnisse ist im März wegen des nach unten zeigenden Preistrends in eine für die Hersteller ungemütliche Marktlage eingetreten. "EU-Stahlkäufer warten ab, weil sie davon ausgehen, dass die Preise weiter sinken", meldet Platts.

Der Stahlpreis für in Deutschland, Frankreich oder Benelux hergestellten warmgewalzten Stahl (Hot-rolled Coil, HRC) ist gemäß zwei übereinstimmenden Preismeldungen aktuell 715 Euro je Tonne. Für italienische Erzeugnisse ist der Spotpreis mit 708 Euro etwas tiefer.

Der Warmbandpreis in Echtzeit liegt aktuell bei 680 Euro – nach 755 Euro Anfang Februar.

Aus Asien in europäische Hafen kommendes Warmband kostet aktuell 610-620 Euro cif Antwerpen. Die EU-Kommission startete letzten Monat die turnusmäßige Überprüfung der Schutzklauselmaßnahmen. Es wird davon ausgegangen, das die Verhängung von Importzöllen bis ins Jahr 2026 verlängert wird.

Die zollfreien Mengen (Quoten) für das 2. Quartal, die die Kommission Nicht-EU-Ländern und ihren Stahlherstellern gewährt, dürften laut Marktteilnehmern zügig in der ersten Aprilwoche gefüllt werden. Auch hier warten die Käufer ab. Sie versuchen, die Stahlpreise zu drücken bzw. nach unten zu reden.

Stahlproduktion

"Stahlhersteller müssten aufgrund der geringen Nachfrage und der sinkenden Preise wahrscheinlich ihre Produktion drosseln", sagt ein Käufer aus der Benelux-Region zu Fastmarkets.

EU-Stahlhersteller hatten Ende 2023 die Stahlproduktion gedrosselt, um sie Anfang 2024 wieder zu steigern. Mit einer raschen, erneuten Verringerung, rechnet denn auch nicht obiger Käufer: "Sie (die Stahlhersteller) werden einige Monate oder sogar ein halbes Jahr brauchen, um eine solche Entscheidung zu treffen."