Stahlpreise und Stahlmarkt im Juni 2024
Der Stahlpreis steht wegen restriktiveren Umgang mit Stahlimporten aus Asien vor einem Anstieg um 50 Euro je Tonne.
Aktuell liegt der durchschnittliche Preis für Warmbandbreitband (Hot-rolled Coil, HRC) aus nordwesteuropäischen Hochöfen bei 630 Euro je Tonne. In Südeuropa sind es mit 625 Euro 5 Euro weniger.
"Stahlhersteller rechnen für Juni mit einem Anstieg der Stahlpreise um 50 Euro je Tonne", meldet Kallanish. Lagerbestände von Distributoren und Stahlverarbeitern seien 'besonders niedrig".
Industrie rechnet mit Wachstum
Die deutsche Industrie ist dabei ihren Stahlbedarf zu erhöhen, zeigt der deutliche Anstieg des Einkaufsmanagerindex (PMI). Er stieg im Mai um 2,9 Punkte auf 45,4 Zähler und erreichte damit ein 4-Monatshoch.
Die Zuversicht der Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes hinsichtlich des zukünftigen Wachstums sei gestiegen, schlussfolgert die Hamburg Commercial Bank, Mitherausgeberin des PMI.
Zum Thema: Diagramm Stahlpreis- nebst PMI-Entwicklung
Noch rascher schnellt der PMI für den Euroraum nach oben: Er stieg von 45,3 auf 47,4 (14-Monatshoch). Bereits im Juni könnte die bei 50 Punkten beginnende Wachstumsschwelle erreicht werden.
Stahlimporte verringern
Die EU-Kommission greift Stahlherstellern unter die Arme. Neben einer zweijährigen Verlängerung der auf Stahlimporte verhängten Zölle, setzte Brüssel die Welthandelsorganisation (WTO) über eine Verschärfung des bestehenden Schutzzollsystems in Kenntnis.
Asiatischen Stahllieferanten soll mit einem Importdeckel von 15% der Verkauf ihrer Flacherzeugnisse in der EU erschwert werden.
Betroffen sind vor allem Stahlhersteller in Japan, Taiwan und Vietnam. Sie werden ihre hohen Verkaufsmengen von Flachrzeugnissen, die sie im ersten Quartal erzielt hatten, nicht aufrechterhalten können.
Die Türkei, die ihre EU-Quote bislang lediglich zur Hälfte bis drei Viertel ausgeschöpft hat, profitiert.
Stahl verteuert sich stärker
Es wird Monate dauern, bis der Anpassungsprozess, mehr Stahl aus EU-nahen Ländern auf den gemeinsamen Binnenmarkt zu lassen und weniger Stahl aus EU-fernen Ländern, abgeschlossen ist.
In der Zwischenzeit ist die Unsicherheit hoch. Gelieferter Stahl aus Asien türmt sich möglicherweise in europäischen Häfen auf, weil auf ihn nun doch Importzölle zu bezahlen sind. Das würde einen Anstieg der EU-Warmbandpreise begünstigen.
Einige Marktteilnehmer halten es für möglich, dass bei einem weiteren Anziehen der Industriekonjunktur und der Implementierung der verschärften EU-Schutzklauseln der Stahlpreis bis Ende Juni sogar auf 700 Euro je Tonne steigt.