Stahlpreise und Stahlmarkt Juni 2024 - Update

12.06.24

Stahlpreise und Stahlmarkt Juni 2024 - Update

Weil die EU-Staaten asiatische Stahlimporte verdrängen, steht Stahl aus nordeuropäischen Hochöfen vor einer Verteuerung. Es gebe Anzeichen dafür, dass die großen Stahlhersteller versuchen werden, die Stahlpreise zu erhöhen, meldet die Metallberatungsgesellschaft MEPS.

Aktuell liegt der Stahlpreis für warmgewalzten Stahl bei 640 Euro je Tonne (Spotpreis). Der bei 655 Euro notierende Echtzeit-Stahlpreis des Terminmarktes zeigt einen Anstieg auf 700 Euro an. Er ist homogener als der Sportmarktpreis und lässt sich besser analysieren und prognostizieren.

"Die von der EU vorgeschlagene Überarbeitung der Schutzzölle könnte die Stahlhütten dazu veranlassen, zusammen die Preise anzuheben", spekuliert man bei Kallanish.

Die EU-Kommission beschloss Ende Mai einen Deckel für Stahl aus Ländern ohne eigene EU-Quote zuzuweisen. Betroffen sind vor allem Japan, Vietnam und Taiwan, die in die EU-Quote für sonstige Länder fallen.

Stahlhersteller machen Druck

Dass es sich lohnt Stahl aus der hochentwickelten Volkswirtschaft Japans zu kaufen, wo Lohn- und Herstellkosten höher sind als in vielen EU-Staaten, und auf langem Weg nach Europa zu verschiffen, hat ganz offenbar Ursula von der Leyens EU-Kommission auf den Plan gerufen.

Die deutliche Abwertung der japanischen Landeswährung (Yen) gegenüber dem Euro führte dazu, das Stahl aus Japan im Ausland sehr wettbewerbsfähig wurde. Der Yen schwächte sich zwischen 2020 und 2024 um 51% gegenüber dem Euro ab. Dies liess die Preise für japanische Erzeugnissen fallen.

Stahl in Japan zu kaufen, stehe im Widerspruch zu den Klimazielen und der auf Umweltschutz bedachten EU-Kommission, dürften die Stahlverbände reklamiert haben. Das Vorgehen erinnert an die erfolgreiche Lobbyarbeit französischer und italienischer Autohersteller zur Verbannung des Verbrennungsmotors.

Ihnen gelang im Zusammenschluss mit Klimaschützern des EU-Parlamentes die "Umweltkarte" zu spielen. Dies führte dazu, dass die EU-Kommission beschloss, den Verbrennungsmotor schneller zu verbieten, was zu Lasten der deutschen Automobilindustrie und ihrer Zulieferer ging.

Stahlpreis: Es geht nach oben

"Stahlhersteller sind gut beraten für im Juni erhaltene Bestellungen zu versuchen, die Preise zu erhöhen", zitiert Kallanish den niederländischen Manager eines Stahlunternehmens. Danach sei es schwieriger, als der Stahlmarkt anschließend bis Oktober vor einer Pause stehe.

Stahlpreis Diagramm 2024 - Stahl Prognose in Euro je 1000 kg

Basierend auf den neuen Entwicklungen am Stahlmarkt ist aktuell folgenden Verlauf auf wahrscheinlichsten:

  • ArcelorMittal macht mit einer Preiserhöhung von Flacherzeugnissen um 50 Euro je Tonne den Anfang. Die nächstgrößeren Stahlhersteller wie Thyssenkrupp und Tata Steel Europe ziehen umgehend nach.

  • Dass die Stahlhersteller tatsächlich 50 Euro mehr je Tonne bekommen ist wegen anhaltender Nachfrageflaute und der Sommerpause im Juli/August hingegen unwahrscheinlich.

  • Der Spotpreis für Warmband entwickelt sich stattdessen bei durchschnittlich 670 Euro je Tonne den Sommer vorüber wenig auf und ab.

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