Stahlpreise und Stahlmarkt im Juli 2024

02.07.24

Stahlpreise und Stahlmarkt im Juli 2024

Stahlhersteller wollen den Verkaufspreis für Warmband heraufsetzen, nachdem die EU-Kommission Schlupflöcher für importierten Stahl geschlossen hat. Konkret geht es um eine Erhöhung um 20-30 Euro je Tonne. Autohersteller und Zulieferer sollen dazu einen Beitrag leisten. Der Zeitplan dafür steht bereits.

Aktuell beträgt der Stahlpreis für warmgewalzten Stahl am Spotmarkt 630 Euro je Tonne. Autohersteller bezahlen mehr, und zwar 750 Euro. Preissicherheit kostet. Als Ende 2023 die Belieferungspreise für das erste Halbjahr 2024 ausgehandelt wurden, war der Spotpreis bei knapp 700 Euro.

"Für September-Lieferungen planten die Werke laut Insider-Quellen Preiserhöhungen von 20 bis 30 € pro Tonne", meldet Fastmarkets. Den Preisaufschlag würden die Stahlhersteller voraussichtlich am Ende Juli offiziell machen.

Aktuell laufen drei wichtige Entwicklungen auf dem Stahlmarkt. Der Ausgang wird maßgeblich dazu beitragen, welche Richtung die Stahlpreisentwicklung einschlägt:

  • Die Autohersteller verhandeln mit den Stahlwerken die Preise für das zweite Halbjahr. Sie wollen 100 Euro je Tonne weniger bezahlen als beim letzten Mal. Die Stahlhersteller wollen hingegen an den Belieferungspreisen der ersten Jahreshälfte (750-800 Euro) festhalten.

  • Die EU-Kommission hat per 1. Juli 2024 eine neue Quotenregelung beschlossen. Demnach werden von EU-Importeuren gern gekaufte Flacherzeugnisse aus Japan, Korea, Taiwan und Vietnam teurer. Oder anders ausgedrückt: Diese Länder dürfen künftig nur noch ein Bruchteil ihrer im 1. Halbjahr abgessetzten Mengen zollfrei an EU-Abnehmer verkaufen.

  • Die Erholung der Industriekonjunktur verzögert sich. Der ifo-Geschäftsklimaindex für die gewerblichen Wirtschaftsbereiche sank im Juni den zweiten Monat in Folge. Zuvor war er dreimal hintereinander gestiegen. Im Verarbeitenden Gewerbe trübte sich die Stimmung stärker ein als in den anderen Wirtschaftsbereichen mit Ausnahme des Handels. Dies zeigt eine anhaltend schwache Stahlnachfrage an.

    "Rückschlag für die deutsche Industrie zum Ende des zweiten Quartals", steht in den Erläuterung zum Einkaufsmanagerindex (PMI) vom 1. Juli (Quelle: S&P Global, HCOP).

Ausblick

Aktuell tätigen Stahkäufer wegen der Sommerpause, in denen Stahlwerke in der Regel Instandsetzungsarbeiten durchlaufen, nur kleine Bestellungen. Das werde sich im September ändern. Bis dahin habe sich die Industriekonjunktur wieder erholt. Zudem griffen auch die EU-Importbeschränkungen nach der Sommerpause erst so richtig, so das Kalkül der Stahlwerke.

Der Ausgang der Verhandlungen über die Lieferkonditionen für das zweite Halbjahr mit der Automobilindustrie wird ein klarer Hinweis sein, ob dieser Plan aufgeht. Können die Stahlhersteller die deutlich über dem Spotmarkt liegenden Belieferungspreise von 750 Euro überrollen, wäre das ein Signal für den Spotmarkt zu steigen.

Müssten sie hingegen einen Abschlag von 50 Euro einräumen, würde das zeigen, dass die Industriekonjunktur, an denen die Automobilhersteller und Zulieferer einen großen Anteil haben, nicht so schnell auf die Beine kommt. Ein Warmband-Spotpreis von 700 Euro oder mehr wäre dann frühestens im November 2024 möglich.