Stahl Entwicklung ber-Monate / Stahlpreis Prognose 2025

19.08.24

Stahl Entwicklung ber-Monate / Stahlpreis Prognose 2025

Der Preis für warmgewalzten Flachstahl, auch bekannt als Hot-Rolled Coil (HRC), sank laut Argus in der letzten Woche auf 589 Euro pro Tonne. Dies war der niedrigste Stand seit 8. März 2024. Diese Entwicklung spiegelt eine schwache Nachfrage, saisonale Effekte und finanzielle Probleme in der Stahlindustrie wider. Einige Marktteilnehmer verstehen nicht, warum die europäischen Stahlwerke ihre Preise nicht konsequenter halten. Doch die Gründe dafür sind klar und beeinflussen den Markt erheblich.

Die Nachfrage nach Stahl, insbesondere in den Sommermonaten, ist derzeit schwach. Stahlwerke haben Schwierigkeiten, ihre Bestellbücher zu füllen. Der Sommer ist traditionell eine Zeit mit weniger industrieller Aktivität und geringeren Bauaktivitäten. In diesem Jahr ist die Lage besonders kritisch. Viele Unternehmen zögern, größere Bestellungen aufzugeben. Sie hoffen, dass die Preise weiter fallen oder die wirtschaftlichen Bedingungen im Herbst besser werden. Diese Unsicherheit verstärkt die Probleme der Stahlhersteller.

Finanzielle Probleme der Stahlwerke

Europäische Stahlwerke stehen unter starkem finanziellen Druck. Um überhaupt Nachfrage zu generieren, senken sie ihre Preise weiter. Das Ziel ist klar: Lagerbestände abbauen und dringend benötigtes Bargeld generieren. Falls sie nach dem Sommer keine ausreichenden Aufträge erhalten, drohen ihnen ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Diese aggressive Preispolitik zeigt, wie angespannt die Situation ist.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Antidumping-Untersuchung der EU gegen asiatische Lieferanten von warmgewalztem Flachstahl. Diese Untersuchung soll unfairen Wettbewerb durch Billigimporte aus Asien verhindern. Werden die Maßnahmen umgesetzt, wird dies das Angebot an warmgewalztem Flachstahl in Europa verringern. Weniger Stahl aus Asien bedeutet weniger Konkurrenz für europäische Produzenten. Dies könnte die Preise in Europa steigen lassen.

Herausforderungen für Stahl-Service-Center

Die aktuelle Marktsituation stellt auch für Stahlkäufer, insbesondere für Stahl-Service-Center, eine große Herausforderung dar. Einerseits wäre es sinnvoll, jetzt große Mengen Stahl zu kaufen, da die Preise auf einem historischen Tiefstand sind. Dies könnte ihnen ermöglichen, ihre Lager zu einem günstigen Preis aufzufüllen und später von steigenden Preisen zu profitieren.

Andererseits befinden sich auch die Stahlkäufer oft in einer finanziell schwierigen Lage. Die Zinssätze für Kredite, die zur Finanzierung solcher Käufe benötigt werden, sind aufgrund der hohen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) immer noch hoch. Zwar werden Zinssenkungen erwartet, doch kommen diese langsamer als erhofft. Die hohen Finanzierungskosten machen es für Stahlservicezentren schwer, große Einkäufe zu tätigen, ohne ihre finanzielle Stabilität zu gefährden.

Wenn die Stahl-Service-Center jedoch zu lange mit ihren Käufen warten, riskieren sie, Flacherzeugnisse zu einem deutlich höheren Preis kaufen zu müssen. Es wird erwartet, dass die Preise möglicherweise um 100 Euro pro Tonne oder mehr steigen könnten, wenn sich die Nachfrage erholt und das Angebot durch regulatorische Maßnahmen eingeschränkt wird. Diese Zwickmühle zwingt Stahlkäufer, eine sorgfältige Balance zwischen kurzfristiger Einsparung und langfristiger Preisentwicklung zu finden.

Zukünftige Stahlpreise: Blick auf 2025

Für 2025 deutet sich eine Stabilisierung des Marktes an. Es wird mit einer moderaten Erholung der Preise gerechnet. Die Nachfrage könnte anziehen, wenn die globale Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. Sektoren wie die Automobilindustrie und das Baugewerbe werden mehr Stahl benötigen. In Europa könnten Infrastrukturprojekte, gefördert durch staatliche Investitionen, die Stahlnachfrage weiter ankurbeln.

Interessant ist, dass der Warmband-Terminpreise für den Januar-2025-Vertrag bereits jetzt 80 Euro je Tonne höher ist als für August- und September-2024-Verträge. Dies stärkt die Prognose, dass die Stahlpreise im Jahr 2025 steigen werden.

Stahlangebot und Lagerbestände

Auf der Angebotsseite profitieren die europäischen Stahlwerke von den Antidumping-Maßnahmen. Sie werden ihre Marktanteile ausbauen und die Produktion an die Nachfrage anpassen. Die Kontrolle über die Produktionsmengen wird entscheidend sein, um die Preise zu stabilisieren.

Was die Lagerbestände betrifft, so werden Endverbraucher und Stahl-Service-Center voraussichtlich vorsichtig agieren. Sie tendieren dazu ihre Lager niedrig zu halten und sich nicht von den aktuell tiefen Preisen locken zu lassen. Eine zu hohe Lagerhaltung könnte in einem unsicheren Markt zu finanziellen Engpässen führen.

Fazit: Ausblick auf die Stahlpreise 2025

Für das Jahr 2025 sind die Aussichten auf eine Erholung des Stahlmarktes gut. Die Nachfrage dürfte mit der wirtschaftlichen Erholung zunehmen. Die Angebotsseite wird durch regulatorische Maßnahmen und eine vorsichtige Produktionssteuerung beeinflusst. Die höheren Preise für 2025-Verträge verstärken die Erwartung steigender Preise.

Insgesamt wird erwartet, dass der Preis für warmgewalzten Flachstahl im Jahr 2025 moderat steigen könnte. Stahlwerke werden bestrebt sein, ihre Finanzlage zu verbessern und ihre Lagerbestände effizienter zu managen als 2024. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die gesamtwirtschaftlichen Bedingungen auf den Stahlmarkt auswirken werden.

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