Stahlpreise Q4: Prognose steigt durch Anti-Dumping-Behelf

14.08.24

Stahlpreise Q4: Prognose steigt durch Anti-Dumping-Behelf

Im August 2024 bleibt die Situation auf dem europäischen Stahlmarkt angespannt. Die Nachfrage nach Stahlprodukten, insbesondere im Baugewerbe, zeigt weiterhin Schwächezeichen. Stahlwerke reagieren darauf mit reduzierten Produktionsmengen, was sich direkt auf die Preisentwicklung im September und im vierten Quartal 2024 auswirkt.

Der Bausektor in Deutschland, einer der größten Abnehmer von Betonstahl, befindet sich weiterhin in einer Rezession, was die Nachfrage erheblich drückt. Experten sehen dies als einen zentralen Faktor für die schwachen Preise. Die Nachfrage im Bausektor bleibt auf absehbare Zeit schwach, was eine baldige Erholung der Stahlpreise unwahrscheinlich macht.

Einige deutsche Hersteller versuchen daher, ihre Produkte in benachbarte Märkte wie Polen zu verkaufen, um die geringere inländische Nachfrage auszugleichen. Bemerkenswert ist, dass diese Hersteller in Polen Betonstahl für 615-620 Euro je Tonne CPT (Fracht bezahlt bis Bestimmungsort) anbieten. In Deutschland verlangen sie 640 Euro ab Werk.

Dass sie unter den offiziellen Preisen für deutsche Kunden verkaufen, verdeutlicht die prekäre Lage auf dem heimischen Markt. Diese Preisstrategie zeigt, wie stark der Druck auf die deutschen Stahlproduzenten derzeit ist.

Salzgitter: "Stahlpreise unter starkem Druck"

Der deutsche Stahlhersteller Salzgitter erwartet, dass die Stahlpreise weiterhin "unter starkem Druck" stehen werden. In seinem Ausblick prognostizieren das Unternehmen, dass der Auftragseingang und die Nachfrage sogar unter das Niveau von 2023 fallen könnten.

Dies spiegelt die allgemeine Schwäche in wichtigen Stahlverbrauchssektoren wider, insbesondere im Bau- und Automobilbereich. Die anhaltend niedrige Nachfrage und das damit verbundene Überangebot könnten die Preise im Rest des Jahres weiter belasten.

Auswirkungen von Anti-Dumping-Zöllen

Die möglichen rückwirkenden Anti-Dumping-Zölle auf warmgewalzten Flachstahl, die die EU für Importe aus asiatischen Ländern erwägt, könnten den Markt stark beeinflussen. Sollte diese Maßnahme ergriffen werden, erwarten Branchenexperten einen spürbaren Anstieg der Preise für heimischen Stahl.

Ein Analyst meinte, dass die Einführung solcher Zölle "die Preisstabilität im Inland verbessern könnte",  insbesondere für warmgewalzte Produkte, berichtet Kallanish.

Prognose Warmband mit rückwirkenden Anti-Dumping Zöllen:

- Warmbandpreise könnten auf 700 Euro pro Tonne steigen.

Ohne Zölle:

- Warmbandpreise könnten bei etwa 620 Euro pro Tonne bleiben.

Fairness und Alternativen zu rückwirkenden Zöllen

Die rückwirkende Einführung von Anti-Dumping-Zöllen bleibt umstritten. Während einige Experten dies als notwendige Maßnahme sehen, um den heimischen Markt zu schützen, gibt es Bedenken hinsichtlich der Fairness und der langfristigen Auswirkungen. Bei solchen Zöllen besteht immer auch die Gefahr, dass sie die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Stahlhersteller auf dem Weltmarkt beeinträchtigen.

Stattdessen könnten höhere Investitionen in die Modernisierung der Produktionskapazitäten und in nachhaltigere Technologien eine bessere Alternative sein. Während Anti-Dumping-Zölle kurzfristig eine Erholung für Stahlhersteller bringen, ist unklar, ob dies ausreicht, um den gesamten Sektor zu stabilisieren, zumal die Nachfrage aus zentralen Industrien wie dem Automobilsektor schwach bleibt.