Stahlmarkt und Stahlpreise - Update 2

Den Markt für warmgewalzten Stahl (Hot-Rolled Coil, HRC) in Nordeuropa prägen gemischte Signale. Die Spotpreise haben sich auf einem Niveau zwischen 595 und 602 Euro pro Tonne stabilisiert, geht aus Erhebungen von S&P Global und Fastmarkets hervor. Diese Preisstabilität wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, darunter Angebot, Nachfrage, Lagerbestände und Importpreise.

Karikatur über Erhöhung der Stahlpreise um 30-50 Euro je Tonne

Die Rohstahlproduktion in Deutschland bleibt laut der Wirtschaftsvereinigung Stahl auf niedrigem Niveau. Allerdings gibt es Berichte, dass die Produktionsmengen der Stahlwerke zu hoch sind, um der Nachfrage gerecht zu werden. Dies führt zu einem Ungleichgewicht, das den Preisdruck weiter verstärkt. Die Produktionsmenge übersteigt die Nachfrage, was die Lagerbestände in den Stahlwerken ansteigen lässt und ein Überangebot begünstigt.

Die Nachfrage nach Flacherzeugnissen in Nordeuropa ist insgesamt schwach. Wichtige Abnehmerindustrien, wie die Automobilbranche, agieren vorsichtig. Viele Unternehmen verschieben größere Bestellungen, da die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung anhält. Diese Zurückhaltung dämpft die Nachfrage, was wiederum die Preise stabil, aber auf niedrigem Niveau hält. Besonders in Norddeutschland, wo die industrielle Aktivität besonders von der globalen Nachfrage abhängt, bleibt die Kaufbereitschaft gering.

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Auf der anderen Seite bleiben die Importpreise für Warmband weiterhin wettbewerbsfähig. Besonders Stahlimporte aus asiatischen Ländern bieten eine kostengünstige Alternative zu den heimischen Produkten. Diese Importdynamik setzt europäische Stahlwerke unter Druck, da viele Käufer günstige Importangebote bevorzugen. Der Importdruck erschwert es Herstellern, ihre Preise anzuheben, selbst wenn die Produktionskosten steigen.

Es gibt Berichte, dass einige europäische Stahlwerke planen, die Preise für Warmband im Oktober um 30 bis 50 Euro pro Tonne zu erhöhen. Diese Preisanhebung basiert auf den steigenden Kosten für Rohstoffe und Energie sowie auf einer erwarteten leichten Nachfrageerholung. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Preiserhöhung auf einem schwachen Stahlmarkt durchsetzbar ist.

Insgesamt zeigt sich der Markt für warmgewalzten Stahl in Nordeuropa stabil, aber unter Druck. Die Kombination aus hohen Produktionsmengen, schwacher Nachfrage und starkem Importdruck schafft eine herausfordernde Marktlage. Sollte es den Stahlwerken gelingen, die geplanten Preiserhöhungen durchzusetzen, könnte dies ein Zeichen für eine Erholung sein. Andernfalls wäre eine weiter seitwärts verlaufende Stahlpreisentwicklung um 600 Euro je Tonne die Folge.

Betonstahl

Der Markt für Betonstahl (Rebar) in Nordeuropa und Deutschland steht derzeit unter Druck. Die Preise für Betonstahl schwanken nur minimal, was auf eine geringe Nachfrage aus dem Bausektor zurückzuführen ist. Laut Berichten von Kallanish haben deutsche Betonstahlwerke Schwierigkeiten, höhere Preise durchzusetzen, da die Bauaktivitäten deutlich zurückgegangen sind.

Die Spotpreise für Betonstahl in Deutschland liegen aktuell am unteren Ende einer Spanne von 625-650 Euro. 650 Euro versteht sich inklusive Lieferung. Es finden allerdings nur wenige Transaktionen auf diesem Preisniveau statt.

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Der Bausektor in Deutschland, Hauptabnehmer von Betonstahl, ist in der Krise. Die Bauindustrie meldet eine düstere Halbjahresbilanz bei den Baugenehmigungen, insbesondere im Wohnungsbau. Laut Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. sind die Genehmigungen für Neubauten erheblich zurückgegangen.

Dies führt zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Betonstahl, der in großen Mengen im Hoch- und Tiefbau verwendet wird.

Auf der Angebotsseite sehen sich die deutschen Betonstahlwerke mit mehreren Herausforderungen konfrontiert:

  • Ein zunehmender Arbeitskräftemangel beeinträchtigt mittel- und langfristig die Produktion.
  • Die Produktionskapazitäten bleiben jedoch relativ stabil, was in der kurzen Sicht zu einem mit Betonstahl überversorgten Markt führt.

Die Lagerbestände in den deutschen Stahlwerken bleiben angesichts der schwachen Nachfrage und stabiler Produktionsraten hoch. Dies erhöht den Druck auf die Preise, da die Produzenten bestrebt sind, ihre Bestände zu reduzieren. Ostdeutsche Betonstahlhersteller versuchen, durch Exporte nach Polen zusätzliche Absatzmärkte zu erschließen, doch der Erfolg dieser Bemühungen bleibt abzuwarten.

Die Importpreise für Betonstahl spielen eine wichtige Rolle im aktuellen Marktgeschehen. Der Wettbewerbsdruck durch billigere Importe aus anderen Ländern setzt die deutschen Produzenten zusätzlich unter Druck. Besonders Importe aus der Türkei, Nordafrika und Asien bieten günstigere Alternativen, was es deutschen Herstellern erschwert, ihre Preise zu halten oder gar zu erhöhen.

Stahlschrottpreise

Ein weiterer entscheidender Faktor, der die Betonstahlpreise beeinflusst, ist der jüngste Rückgang der Stahlschrottpreise. Laut letzter Erhebung von Euwid Recycling sind die Preise für Stahlschrott am sinken. Da Stahlschrott ein Hauptrohstoff für die Herstellung von Betonstahl ist, wirken sich diese Preisrückgänge direkt auf die Produktionskosten der Stahlwerke aus.

Die sinkende Schrottpreisentwicklung könnte den Druck auf die Betonstahlpreise verstärken, da die Produzenten ihre Einsparungen möglicherweise an die Kunden weitergeben, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Trotz der stabilen Lagerbestände und sinkender Rohstoffkosten bleibt die Preissituation für Betonstahl in Deutschland und Nordeuropa angespannt. Der schwache Bausektor, insbesondere im Wohnungsbau, und die zunehmende Konkurrenz durch Importe machen es für die deutschen Betonstahlwerke schwierig, eine stabile Preisstrategie zu entwickeln.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Marktdynamik in den kommenden Monaten entwickeln wird, insbesondere in Bezug auf die Nachfrage aus dem Bausektor und die Entwicklung Schrottpreise. Es gibt Anzeichen, dass die internationalen Schrottpreise wegen einer Flutung mit chinesischen Stahlknüppel weiter fallen werden. Dies könnte dazu beitragen, dass die inländischen Stahlschrottpreise in Deutschland im September weiter sinken.

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