Stahlhersteller richten Fokus auf Angebotsverknappung
Nicht länger vom Emissionshandel abgelenkt, verfolgen Stahlhersteller das Ziel mit gesenkten Produktionskapazitäten den Abwärtstrend der Stahlpreise umzukehren. In wenigen Wochen soll es bereits losgehen.
"Um Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht zu bringen, könnten europäische Stahlwerke laut Marktkreisen im November und Dezember die Produktion drosseln", meldet Fastmarkets.
Nach ArcelorMittals Preiserhöhung um 40 Euro je Tonne Anfang Oktober wäre das die zweite Maßnahme der Stahlhersteller die Stahlpreise zu stabilisieren.
Aktuell beträgt der Spotpreis für warmgewalzten Stahl aus nordeuropäischen Hochöfen 550 Euro je Tonne.
Abgelenkt
Die Senkung der Produktionskapazitäten machte für Stahlhersteller wegen des Emmissionhandelssystems (ETS) aus betriebswirtschaftlicher Sicht bisher keinen Sinn.
Das ETS schafft den Anreiz für Stahlproduzenten, die Produktion zu erhöhen, um ihre Zuteilung an CO2-Zertifikaten zu maximieren und von möglichen überschüssigen Zertifikaten zu profitieren.
Da sie strengere Emissionslimits oder höhere CO2-Preise erwarten, haben Stahlwerke bis Okober mehr Rohstahl produziert. Dadurch haben sie sich für das kommende Jahr genügend CO2-Zertifikate gesichert.
Hintergrund:
- Wenn ein Stahlproduzent weniger CO2 ausstößt als seine zugeteilten Zertifikate, kann er die überschüssigen Zertifikate auf dem CO2-Markt an Unternehmen verkaufen, die ihre Emissionsgrenze überschreiten, was eine Einnahmequelle darstellt.
- Umgekehrt muss ein Produzent, der mehr CO2 ausstößt, zusätzliche Zertifikate kaufen.
Die Stahlhersteller verfolgen nun offenbar das Ziel mit Angebotsverknappungen im November und Dezember den Stahlmarkt zu beeinflussen.
Gegen Ende des Jahres wird überdies mit einem Anstieg der Stahlnachfrage gerechnet.
Angebotsverknappungen und Nachfrageanstieg führten dann im 1. Quartal 2025 zu einem neuen Gleichgewicht auf einem höheren Preisniveau. Infolge würde der Warmbandpreis über 600 Euro je Tonne steigen.