Prognose 2025: Langstahl profitiert, Flachstahl schwächelt
Stahlmärkte im 1. Quartal 2025: Langstahl profitiert von Bauwirtschaft, Flachstahl unter Preisdruck wegen anhaltender Industrie-Rezession.
Im Bauhauptgewerbe hat sich das Geschäftsklima verbessert. Bauunternehmen bewerten ihre aktuelle Lage zunehmend positiver, was zu einer leicht steigenden Nachfrage nach Baustahlprodukten führen sollte. Diese positive Entwicklung dürfte die Langstahlmärkte im ersten Quartal 2025 stützen und zu einer stabilen Marktlage führen.
Da die Bauwirtschaft weiterhin eine der wichtigsten Stützen der Stahlindustrie bleibt, wird erwartet, dass der Bedarf an Langstahlprodukten aufgrund laufender und geplanter Bauprojekte zunimmt. Langstahlkäufer sollten daher mit einer höheren Nachfrage rechnen, welche die Preise weiter steigen ließe.
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Im Gegensatz dazu steht der Flachstahlmarkt, der insbesondere von der Automobilindustrie und dem Maschinenbau abhängt. Die Automobilhersteller (OEMs) befinden sich in intensiven Verhandlungen mit den Stahlwerken, da sie für ihre Verträge im ersten Halbjahr und für das gesamte Jahr 2025 Preissenkungen fordern.
Einige OEMs streben Preisnachlässe von 100 bis 150 Euro pro Tonne an, um ihre Produktionskosten zu senken. Diese Forderungen resultieren zum Teil aus der hohen Diskrepanz zwischen Spot- und Vertragspreisen, die viele OEMs als zu groß empfinden.
Stahlwerke verfolgen hingegen das Ziel, den OEM's die Preise maximal zweistellig zu senken. Sie stehen jedoch vor der Herausforderung, dass die Nachfrage aus der Automobilindustrie schwächer ist als in den vergangenen Jahren.
Der Spotpreis für warmgewalzten Stahl war im Oktober 2024 von 535 Euro auf 575 Euro je Tonne gestiegen. Anstatt weiter auf 600 Euro zu klettern, fiel er wieder zurück. Aktuell kostet Warmband 560 Euro nach 550 Euro Ende November/Anfang Dezember.
Die Automobilindustrie, die in den letzten Monaten mit einer zurückhaltenden Ausgabebereitschaft und rückläufigen Exporte zu kämpfen hat, dürfte auch 2025 weiterhin Druck auf die Stahlpreise ausüben.
Zusätzlich zur schwachen Nachfrage aus der Automobilindustrie zeigen die aktuellen PMI-Daten für Dezember 2024, dass die Industrie insgesamt tief in der Rezession verharrt. Der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe ist auf ein 3-Monatstief gefallen, was die Unsicherheit auf dem Flachstahlmarkt weiter verstärken dürfte. Stahlwerke sind mit Überkapazitäten konfrontiert.
2025: Langstahlmarkt stabil, Flachstahlmarkt mit Unsicherheiten
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Langstahlmarkt im ersten Quartal 2025 voraussichtlich von der positiven Entwicklung im Baugewerbe profitieren wird. Die stabile oder sogar steigende Nachfrage nach Langstahlprodukten würde dann die Marktlage stützen und die Preise für Erzeugnisse wie Betonstahl oder Walzdraht steigen lassen.
Der Flachstahlmarkt hingegen wird durch die schwache Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe sowie verringerten Lageraufstockungen der Service-Center unter Druck stehen. Stahlwerke müssen eine Balance finden, um ihre Margen zu schützen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein neuer Aufwärtstrend des Warmbandpreises wäre damit abermals verschoben.