Warmbandstahl: Engpässe und Preisauftrieb, aber Importdruck

Der Spotpreis für Warmbandstahl (Hot-rolled Coil, HRC) ist bislang im April um 2,2 % gestiegen. Ursache sind begrenzte heimische Angebotsmengen, Produktionsdrosselungen und steigende Rohstoffkosten. Käufer füllen Lagerbestände auf, da sie mit weiteren Preisanstiegen rechnen.

Warmband kostete in Nordwesteuropa im Schnitt 650 Euro je Tonne per 15. April 2025, meldet Platts. Steel Benchmarker gibt einen Preis von 649 Euro per 14. April an. Die Nachfrage ist laut Käufern stabil, aber nicht stark. Die weitere Preisentwicklung hängt von Produktionsniveaus und Kaufverhalten ab.

Linienchart Stahlpreis Warmband in Euro je 1000 kg von April 2024 bis April 2025

Laut den Experten der Deutschen Industriebank (IKB) ist die Nachfrage schwach. Bis Jahresmitte rechne man mit einer Seitwärtsbewegung der Stahlpreise. Hoffnungen auf Impulse liefere das Ausgabenprogramm der Bundesregierung in Höhe von 500 Milliarden Euro.

Laut einer Umfrage des Industrieverbandes Blechumformung (IBU), die Kallanish vorliegt, ist die Blechumformungsindustrie in Deutschland für dieses Jahr überwiegend pessimistisch bezüglich ihrer Geschäftsentwicklung.

60 % der Befragten bewerten die Geschäftsaussichten als wenig optimistisch. Der typische Kundenstamm – Maschinenbau, Automobil-, Elektro- und Bauindustrie – bleibt bei Auftragserteilungen zurückhaltend.

Stahlimporte

Preiserhöhungen europäischer Stahlhersteller vergrößern die Differenz zu günstigeren Importen – insbesondere aus Asien. Trotz bestehender Einfuhrzölle führt dies dazu, dass Käufer wieder stärker auf Importe ausweichen, um Kosten zu senken.

Die Strategie europäischer Hüttenwerke, durch Angebotsverknappung Preisdruck aufzubauen, birgt somit das Risiko, Marktanteile an Nicht-EU-Stahlhersteller zu verlieren.

Indonesien steht offenbar auf der Wunschliste europäischer Service-Center ganz oben. Das Importvolumen von Warmband mit Ursprung Indonesien nach Europa überstieg 2024 400 000 Tonnen – ein Plus von 76,1 % im Jahresvergleich.

Da Indonesien in der EU-Schutzklausel als „Entwicklungsland“ eingestuft ist, gelten seit 1. April keine neuen Einfuhrkontingente oder Zusatzzölle. Das dürfte die Importe weiter antreiben und den Preisdruck auf europäische Hersteller erhöhen, sagt eine Studie von MEPS.

Indonesisches Warmband werde  vor allem an Rohrhersteller und Produzenten von Hohlprofilen verkauft. Importoptionen aus Malaysia und Thailand, zwei weitere von EU-Zöllen befreite Länder, würden ebenfalls intensiv geprüft.

Südostasiatische Länder sind für ihre geringen Umweltstandards bekannt. Während dies in Deutschland häufig kritisch gesehen wird, spielt es für viele Stahlkäufer in Polen und Italien kaum eine Rolle bei der Beschaffungsentscheidung. Preis und Verfügbarkeit stehen dort im Vordergrund, nicht die Herkunft oder die ökologischen Produktionsbedingungen.